Das aktuelle Inflationshoch liegt ganz einfach an zu wenig Angebot, die Hintergründe sind bekannt: Nachwehen der Covid-Pandemie, der Russland-Ukraine-Krieg, die Probleme in den Lieferketten, das knappe Gut Arbeitskräfte und die schwer nachvollziehbare Strategie Chinas.
Genau das macht es für die Notenbanken aber so kompliziert. Lösung 1 in Form einer Steigerung des Angebots ist nüchtern betrachtet nicht machbar, zu komplex ist die Gemengelage. Wenn man die Inflation also nicht durch Angebotserhöhung bekämpfen kann, dann bleibt nur mehr Lösung 2. Durch markante Zinserhöhungen ist es das Ziel, die Konjunktur und damit die Nachfrage zu bremsen. „Soft-Landing“ bleibt der Ansatz, eine Bremsung ohne Vollbremsung in Form einer Rezession. Dies kann gelingen, muss es aber nicht. Historisch betrachtet liegt die Wahrscheinlichkeit unter 50%.
Damit bleiben die Rahmenbedingungen vorerst abgesteckt und die Nervosität an den Aktien- und Anleihemärkten wird auch in den kommenden Wochen präsent bleiben. Entspannung liefern kann nur eine Inflationszahl, die erstmals anzeigen würde, dass die Spitze hinter uns liegt oder die Erkenntnis, dass die Fed das Tempo der Erhöhung doch nicht so rasant durchzieht. Aktuell ist per Jahresende ein Leitzinsniveau von 3% im Markt gepreist. Sollten es dennoch nur 2,5% werden, wäre eine positive Marktreaktion die Folge. Vorerst erwarten wir das noch nicht, da die Fed die Inflationsbekämpfung höher einstuft als den Blick auf die Turbulenzen der Kapitalmärkte.
Die Lehren für die Geldanlage? Wenn ein Portfolio aus Unternehmensanleihen Investmentgrade in Euro eine Rendite von fast 3% p.a. bei einer Restlaufzeit von 6 Jahren bringt, dann ist das attraktiv. Es ist das höchste Niveau seit 2013. Wir kaufen in unseren Portfolios zu. Der Aktienmarkt dagegen wird wohl auch in den kommenden Monaten im Seitwärtstrend gefangen sein. Wir bleiben investiert, haben aber mit Positionserhöhungen keine Eile.
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