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Editorial I Fondsjournal Dezember 2021

Ein erstes Jahresfazit...

„Time in the market matters more than timing the market.“ Dieser Börsenspruch geht auf Mark Twain (1835 – 1910) zurück. Auf lange Sicht ist es besser, möglichst hoch und möglichst lang im Markt investiert zu sein, anstatt zu versuchen die jeweiligen Zyklen und Bewegungen zu timen. Auch nach der Korrektur der vergangenen Tage ist 2021 ein ausgezeichnetes Aktienjahr. Jene, die investiert waren, sind deutlich besser gefahren, als jene die immer noch oder mal wieder auf die große Korrektur warten.
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Natürlich macht es Sinn, da und dort Anpassungen der Risikoquoten oder der Allokationen nach Branchen, Themen oder Regionen vorzunehmen. Eine je nach Umgebung und Anlagehorizont abgestimmte individuelle Investment-Strategie ist aber allemal besser als eine auf was auch immer wartende Cash-Strategie. Gerade die vergangenen beiden Jahre, die viele vorher höchst  unwahrscheinliche Entwicklungen brachten, haben dies eindrucksvoll bestätigt. In einem Umfeld, in dem sich die Zinsen auf tiefsten Niveaus wenig bewegen, in dem die Inflationsraten sich sehr wohl bewegen und wo somit der schmerzvolle reale Wertverlust aus unserer Sicht für das gesamte
Jahrzehnt vorprogrammiert sein wird, macht der Ratschlag von Mark Twain mehr denn je Sinn.


2021 – EIN ERSTES FAZIT
Bewahren Sie sich den globalen Blick. Auch wenn an dieser Stelle oft zitiert, ist es dennoch keine Phrase, sondern tiefe Überzeugung – und wichtiger denn je. Aus der aktuellen individuellen Lage in Österreich können und sollten Sie keine vorschnellen Rückschlüsse für Ihre Anlagestrategie ableiten. In einer globalen Strategie, was jede Strategie sein sollte, zählt der globale Blick. In wenigen Wochen wird es zwei Jahre her sein, seit uns erste Meldungen über ein neues Virus aus China erreichten. Wir wollen die darauf folgende weitere Entwicklung chronologisch nicht nochmals vertiefen, weil dies ohnehin für alle Zeiten in der Geschichte verankert sein wird. Wir wollen mit einigen Gedanken ein erstes Jahresfazit vor dem letzten Monat 2021 ziehen und unsere aktuellen Überlegungen beschreiben.

Gedanke 1: Weltwirtschaft im Wachstumsmodus
Die Weltwirtschaft befindet sich in einem Wachstumsmodus, den man verzögern, aber nicht aufhalten kann. Vieles an Nachfrage und Investitionen kann durch externe Effekte temporär aufgestaut werden, wird sich aber irgendwann materialisieren. Digitalisierung, Energiewende oder die nötigen Investments in die Infrastruktur, an Treibern mangelt es nicht. Die Weltwirtschaft hat im Jahr 2020 real ein Minus von 3,1 % erlitten. Laut den jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds wird  der Zuwachs im Jahr 2021 bei 5,9 % liegen. Für 2022 geht der IWF von einem Wachstum von 4,9 %  aus, eine bemerkenswert positive Zahl. Damit ist ein insgesamt guter Boden für auch  unternehmerisches Wachstum gelegt. Natürlich kann es bei diesen Zahlen immer zu Revisionen – in beide Richtungen – kommen; der Grundtrend ist aber überzeugend. Auffällig ist: China wird 2022 laut IWF um 5,6 % wachsen. Eine Zahl, die bei China mit „nur“ zu versehen ist, es ist der geringste Wachstumsvorsprung seit vielen Jahren. Die Kombination aus einem Immobilienmarkt, der in jedem Fall seinen Höhepunkt überschritten hat, und aus massiven Eingriffen der Regulatoren in Branchen  und Unternehmen bleibt zu beobachten. Wir halten bis auf weiteres unsere sehr reservierte Position bei.

​​​​​Gedanke 2: Inflation und Lieferketten
Die Diskrepanz zwischen den hohen Auftragseingängen der europäischen Industrie und der in diesem Umfeld gar nicht so hohen Industrieproduktion ist markant und historisch nahezu einzigartig. Viele Unternehmen könnten wesentlich mehr produzieren, wenn sie Arbeitskräfte, Vorprodukte, Speicherchips und vieles andere mehr in ausreichendem Umfang hätten. Mit dem Blick „Glas halb  leer“ kann man dies negativ interpretieren. Mit dem Blick „Glas halb voll“ kann man positiv anmerken, dass eine robuste Grundnachfrage vorhanden ist, deren Abarbeitung man verzögern, aber nicht  aufhalten kann. Wir sind im „Glas halb voll“-Lager. Natürlich kann Corona in einem Déjà-Vu-Erlebnis das erste Quartal 2022 hemmen, was dann eben zu einem besseren zweiten Quartal führen würde. Aus den aktuellen vorhandenen Informationen ist aber von einem insgesamt klar positiven  Konjunkturjahr 2022 auszugehen. In diesem Umfeld werden die Inflationsraten vorerst weiter steigen, bevor sie zurückgehen. Die Pipeline ist breit und voll. Der Begriff „temporär“ wird derzeit gedehnt, auch von den Notenbanken. Dennoch wird im ersten Halbjahr 2022 der Peak erreicht sein. Wie in  jeder Marktphase gilt es die aktuellen Trends nicht einfach fortzuschreiben. Der vergangene Freitag zeigte uns, dass der Ölpreis an einem Tag um 13 % fallen kann. Der Schnitt der Inflationsraten in den kommenden Jahren wird dennoch höher liegen als der Schnitt von 2010 bis 2020, der in Österreich bei knapp unter 2 % lag. Was ist das Fazit für die Geldanlage? Wir wiederholen Mark Twain: „Time in the market matters more than timing the market.”

Gedanke 3: Zins – und Anleihemärkte​​​​​
Angesichts des Inflations- und Konjunkturumfeldes zeigten sich die Anleihemärkte im bisherigen Jahresverlauf bemerkenswert stabil. Die Tiefststände der Renditen liegen wohl definitiv hinter uns, weitere leichte Anstiege wären logisch und richtig, deutliche Anstiege sehen wir nicht. Es wird beim
Tiefzinsjahrzehnt bleiben. In den USA wird das Volumen der Anleihekäufe reduziert werden, eine Erhöhung des Basiszinses ist aber eher erst für das zweite Halbjahr 2022 zu erwarten. Die EURO-Zone wird deutlich langsamer und zeitverzögert vorgehen. Gegen Jahresende 2022 wird der Einlagenzinssatz wohl immer noch negativ sein, aber sich doch von minus 0,50 % auf vielleicht etwa minus 0,20 % verbessert haben. Mit Blick auf das Zusammenspiel Aktienmarkt-Anleihemarkt gilt es auf die wirklich wesentlichen Treiber zu achten. Die Dividendenrendite des Welt-Aktienindex liegt  aktuell bei 2 %. Ob ein Leitzins bei diesem Umfeld bei Null, leicht darunter oder auch etwas darüber liegt, macht nicht den großen Unterschied. Eine Veränderung der Liquiditätszufuhr der Notenbanken hat dagegen einen deutlich höheren Einfluss.
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Gedanke 4: Die Aktienmärkte
​​​​​​​Die Aktienmärkte sind in den vergangenen beiden Monaten billiger geworden. Im Umfeld einer sehr positiven Berichtssaison sind die Unternehmensgewinne stärker gestiegen als die Kurse. Ausnahmen gibt es immer, aber grundsätzlich war dies der Treiber der Entwicklung und es ist davon auszugehen,
dass die Gewinnqualität hoch bleibt, bemerkenswert hoch. Auf Basis der erwarteten Gewinne für die kommenden 12 Monate liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis in den USA bei etwa 21 und in Europa bei etwa 16. In den USA bleibt anzumerken, dass diesen Zahlen der renommierte Marktindex zugrunde liegt, welcher aus 500 Unternehmen besteht. Die Top-10-Unternehmen, allesamt die bekannten  Technologienamen, stehen zuletzt für etwa 24 % der Unternehmensgewinne des gesamten Index und für etwa 28 % des Börsenwertes; der Rest entfiel auf die restlichen 490 Unternehmen des Index. Diese historisch einzigartige Konzentration auf wenige Namen wie Apple, Microsoft & Co darf man nicht  vorschnell negativ interpretieren, wissen und beobachten muss man es dennoch. Insgesamt bleibt festzuhalten: Die Aktienmärkte sind nicht „billig“. Wobei auch hier festzulegen wäre, was denn billig in einem Tiefzinsumfeld und einer Inflation von 4 % in Europa und zuletzt 6 % in den USA ist? Aber die Aktienmärkte sind auch nicht überteuert, wenn man alle eben beschriebenen Faktoren berücksichtigt. Einzelne Unternehmen und Branchen sind die Ausnahmen, welche die Regel bestätigen. Wenn  Europa bei einem Zins von Null sich aktuell bei einem KGV von 16 bewegt, dann ist dies wesentlich günstiger als ein KGV von 14 im Jahr 2010. Damals brachten die 10-jährigen risikolosen  Staatsanleihen aus Deutschland oder Österreich eine Rendite von etwa 3 %. Österreich speziell hat weiter Aufholpotential – bei einem KGV von zuletzt gut 11 und einer Dividendenrendite von im Schnitt etwa 3,2 %. Bleiben Sie auch hier klar im Blick und in der Analyse. Am Freitag, 12. November, gab Österreich den neuen Lock-Down bekannt. Entgegen dem europäischen Trend gab die Börse in Wien an diesem Tag um 3 % nach. Diese Information war am Samstag zu jeder vollen Stunde Basis der Information des führenden Radiosenders. Es bleibt bemerkenswert und irritierend, wie diese Meldung mit klar negativer Botschaft einen ganzen Samstag lang transportiert wird und nicht einmal folgender Hinweis angefügt wurde: Durch diesen 3 %-Rückgang sank der Jahresgewinn 2021 an der Wiener Börse von Plus 38 % auf Plus 34 %...

​​​​​​​Gedanke 5: Gold eher enttäuschend
​​​​​​​Hätte mir vor 12 Monaten jemand gesagt, dass im November 2021 die US-Inflationsrate bei über 6 % liegen wird, dass wir in Europa Inflationsraten von über 4 % haben werden, dass die Zinsen sich  dennoch nicht wirklich bewegen werden, dass die wesentlichen Notenbanken FED und EZB immer noch Anleihekäufe durchführen, dass der Immobilienmarkt in China schwächelt, dass Corona immer noch massiv präsent sein wird – und mich dann um eine Goldpreisprognose gebeten: Ich hätte eine deutliche höhere Zahl genannt als das aktuelle Niveau, jedenfalls eine Zahl von klar über 2.000 Dollar je Unze. Es gibt drei Erklärungsversuche für diese doch etwas enttäuschende Entwicklung. Erstens: Gold hat einen Teil seines Status an die breite Welt der Kryptowährung abgegeben. Gerade IT-affine Personen, vor allem auch der jüngeren Generation, wenden sich eher Kryptowährungen zu, wenn sie dem klassischen Finanzsystem eher kritisch gegenüberstehen. Zweitens: Die Notenbanken versuchen den Goldpreis tief zu halten. Gerade in einer Phase, in der die öffentliche Kommunikation darauf abzielt, dass die aktuellen Inflationsraten nur „temporär“ sind, würde eine „Flucht in Gold“ diese These doch deutlich in Frage stellen, was den Notenbanken aktuell so gar nicht gelegen käme. Drittens: Solange die Aktienmärkte gut laufen, bleibt die Nachfrage nach Gold gering. Sobald die Aktienmärkte zu einer nachhaltigeren Korrektur ansetzen würden, würde sich das rasch und deutlich ändern, weil dann „nervöse“ Gelder wieder neue Häfen suchen. Ich würde keinen der drei Gedankengänge als völlig falsch und keinen als einzig richtig einstufen. Wahrscheinlich steckt hinter jeder Überlegung ein Funke Wahrheit. Wir bleiben im Portfoliokontext investiert, Grund für eine einseitige deutliche Übergewichtung besteht vorerst nicht.

Portfoliokonstruktion und Diversifikation
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​​​​Wir wissen nicht, was der Dezember kurzfristig bringen wird. Damit sind wir in guter Gesellschaft, weil es in dieser Gemengelage an Meldungen keiner wissen kann. Sich das einzugestehen, kann aber  schon ein großer und entscheidender Vorteil sein. Viele andere Argumente kommen und gehen. Im Jahr 2020 hatten wir aus Sicht externer Beurteilung viel zu wenig China und viel zu viel Österreich, was eine korrekte Feststellung war. 2021 war genau dieser Zugang wieder voll richtig. Es ist völlig  illusorisch, jede Welle taktisch richtig zu erwischen. Aber es ist wichtig und möglich, einen mittelfristig klaren Blick zu haben. Unser Kernsatz als Unternehmen ist seit vielen Jahren: Mut zur  Meinung. Mut, aber eben nicht Übermut. Der vergangene Freitag hat gezeigt, dass eine neue Meldung eine neue Umgebung schaffen kann. Es ist daher nicht die Zeit der „heldenhaften“ Extremmeinungen. Es ist die Zeit der Ausgewogenheit. Das aktuelle Umfeld spricht für „Sachwerte“. Die Energiewende und viele demografische Trends sprechen für Investments in „Mensch & Umwelt“. Das Tiefzinsumfeld spricht für „Dividenden“. Für alles haben wir überzeugende Produktantworten. Und wenn Sie sich bei diesen Antworten nicht klar entscheiden können, dann diversifizieren Sie eben in alle Antworten. Weil wir auch nicht wissen, welches Segment sich in den kommenden Jahren am besten entwickeln wird…
 

Ihr Alois Wögerbauer

 

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