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Zurück Inflation - gekommen, um länger zu bleiben?

Editorial I Fondsjournal November 2021

Inflation - gekommen, um länger zu bleiben?

Konsistente Herausforderung in Geldanlageentscheidungen ist und bleibt es, aus der tagesaktuellen Flut von Meldungen und Informationen Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. Nur so gelingt es, den Blick Richtung Horizont zu wahren und kurzfristige emotionsbelastete Entscheidungen zu vermeiden. Wir beginnen daher diesen Monatskommentar mit einer sehr wesentlichen Information. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Oktober seine Prognosen für das reale weltweite Wirtschaftswachstum einem Update unterzogen.
Quellangabe (Shutterstock)

Die Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft wurden für 2021 von zuletzt 6,0 % aufgrund der Probleme in vielen Lieferketten auf nunmehr 5,9 % reduziert. Die Prognose für 2022 wurde mit sehr respektablen 4,9 % bestätigt. Bevor wir in weiterer Folge Implikationen daraus besprechen, halten wir daher an dieser Stelle fest: Dies sind beeindruckend positive Nachrichten. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem klaren Wachstumspfad. Die Weltwirtschaftsleistung wird sich daher 2021 auf einem Allzeithoch bewegen, die Unternehmensgewinne ebenfalls. Frage daher an alle Skeptiker und Crash-Propheten: Wenn Wirtschaftsleistung und Gewinne sich auf Höchstständen befinden, ist es dann nicht logisch, dass dies der globale Aktienmarkt auch tut?

 

 

 

 

DER MATCHPLAN UND DAS LANGFRISTBILD

Wir haben in der Oktoberausgabe dieses Monatskommentars unseren „Matchplan“ geschildert und
haben diesen zuletzt auch umgesetzt, in dem wir in unseren Mischmandaten die Aktienquoten weiter
erhöht haben. Wir tun dies vorerst mit Blick auf die beiden restlichen Monate des Jahres. Wie immer
basiert dies auf einem Zusammenspiel von Fundamentaldaten und Stimmungen. Viele Anleger sind vorsichtig, die Cash-Quoten sind vielerorts hoch – oder auch zu hoch, das Warten auf eine Korrektur ist eine oft zitierte Strategie. Genau dieses Gemisch erhöht aber dann die Wahrscheinlichkeit für einen freundlichen Jahresausklang.

Im mittelfristigen Blick gibt es aus unserer Sicht fünf Dinge zu beachten.

 

1) DIE POSITIVE BERICHTSSAISON

Die gerade laufende Berichtssaison bringt eine doch klare Erkenntnis. Die Gewinnausweise sind positiv und in vielen Fällen über den Erwartungen. Dies beschränkt sich nicht auf Technologieunternehmen, sondern zieht sich durch alle Wirtschaftssegmente. Ausnahmen gibt es immer. Es gelingt den Unternehmen bemerkenswert gut, die steigenden Input-Preise an den Endverbraucher weiterzugeben. Offenbar gibt es immer noch viele Bereiche, wo jene, die liefern können, die reine Preismacht haben. Der Rückenwind der Unternehmensgewinne wird daher noch anhalten. Daher sollte man mit vorschnellen Festlegungen bezüglich Überbewertungen der Aktien sehr vorsichtig sein. Gerade die Formulierung „über dem historischen Schnitt“ greift ohne Einbeziehung der Zinslandschaft, die massiv „unter dem historischen Schnitt“ liegt, zu kurz.

 

2) DIE LÄNGER BLEIBENDE INFLATION

Wenn die steigenden Kosten über steigende Preise für das Endprodukt so gut weitergegeben werden können, wird sich das Schritt für Schritt in den Verbraucherpreisen wiederspiegeln. Die These der nur temporär erhöhten Inflation, die rasch wieder verschwindet, ist daher kaum mehr aufrecht zu erhalten. Es gibt Druck von allen Seiten – steigende Rohstoffpreise, steigende Energiekosten, Probleme in den Lieferketten. Dazu wird im Editorial Jahresverlauf 2022 der Lohndruck kommen. Auch hier gilt vereinfacht dargestellt Angebot/Nachfrage. Wenn die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot übersteigt, dann wird der Preis steigen.

 

3) DAS WACHSTUMSPOTENTIAL DER WIRTSCHAFT

Wenn die Weltwirtschaft im Corona-Jahr 2020 real um 3,1 % geschrumpft ist und im Jahr 2021 um 5,9 % zulegen dürfte, dann zeigt dies sehr klar: Man kann Wirtschaftswachstum aufstauen, aber nicht aufhalten. Dieses Abarbeiten des Staus wird sich bis in das erste Halbjahr 2022 fortsetzen. Eine völlig neue Welt ist es dennoch nicht. Viele aktuelle Themen werden sich normalisieren. Wenn das Wirtschaftswachstum der EURO-Zone die aktuelle Erwartung von 4,3 % im Jahr 2022 materialisiert, dann ist das eine positive Nachricht. Diese Höhe entspricht aber nicht dem langfristigen Wachstumspotential unseres Wirtschaftsraumes, was auch die Gelassenheit der Zinsmärkte erklären kann. Der klassische sogenannte „Schweinezyklus“ bleibt zu beobachten, ist aber noch kein Thema für die kommenden zwei Quartale. Die Nachfrage kann nicht bedient werden – im übrigen auch, weil viele aufgrund der erwarteten Preissteigerungen mehr bestellen als sie brauchen, was den Trend dann nochmals dynamisiert. Das Angebot wird aber irgendwann durch Ressourcenerhöhungen verbessert, mit der Hoffnung, dass die Nachfrage noch da ist, wenn das Angebot sich erhöht hat. Gerade in der aktuell vielzitierten Chipindustrie wird dies in den kommenden zwei oder drei Jahren eine spannende Entwicklung bringen.

 

4) DIE ÜBERSCHÄTZTEN MÖGLICHKEITEN DER NOTENBANKEN

Inflationsraten von 4 % bis 5 %, zur gleichen Zeit Null- oder Negativzinsen und auch zur gleichen Zeit stimulierende Anleihekaufprogramme der Notenbanken. In keinem Lehrbuch der Welt hätte sich dieses Szenario als Möglichkeit wiedergefunden. Man sollte daher mehr als vorsichtig sein, beim Themenkreis Inflationsbekämpfung mit Lehrbuch-Formeln zu argumentieren. Es geht um zwei Fragen: Wollen die Notenbanken agieren und können sie agieren? Es wäre absurd, würde die EZB jene Inflation, die sie sich seit 2012 wünscht, sechs Monate, nachdem diese dann auch auftritt, bekämpfen. Zudem wäre es ein Widerspruch zur allgemeinen Verschuldungssituation, vor allem, aber nicht nur, bei den Staaten. In den USA ist der Spielraum größer. Aber auch hier gilt: Die Gefahr der sogenannten Stagflation bestünde, eine sich abschwächende Wirtschaft bei vergleichsweise hoher Inflation. Die Kernfrage ist aber: Können die Notenbank überhaupt klar agieren oder befinden wir uns längst in einer Steuerungsillusion? Wir haben eben aktuell keine Inflation, die aus Überinvestitionen oder Ähnlichem besteht. Würde man die Zinsen anheben, dann würde es vereinfacht dargestellt deswegen auch nicht mehr von den derzeit so dringend gesuchten LKW-Fahrern geben – und auch die nötigen Chipfabriken werden nicht rascher gebaut. Vieles aus der Ecke „neue Energiekrise“ entsteht zudem auch aus weltpolitischen Hintergründen. Auch dies lässt sich nicht mit höheren Zinsen ändern, weil strategische geopolitische Interessen dahinter stehen. Die Risiken von Zinserhöhungen stehen daher in keiner guten Relation dazu, ob man damit die beabsichtigen Ziele denn erreichen kann. Die US-Notenbank kann, wird und sollte auch das Anleihekaufprogramm reduzieren. Aber echte substanzielle Zinserhöhungen sind unmittelbar kein Thema, und in der EURO-Zone noch weiter in der Ferne.

 

5) DIE LOGIK FÜR REALE WERTE

Die Medienwelt wird in den kommenden Monaten voll sein von Berichten über Inflation und Notenbanken. Eine gewisse Gelassenheit scheint angebracht. In den vergangenen Jahren lagen die Raten mit Zahlen von 1 bis 2 % bemerkenswert tief. Sollte sich vorerst ein Niveau in unseren Breitengraden von 3 % bis 4 % einpendeln, dann ist das keine neue Welt. Die Lehrbuchthese, dass die Notenbanken die Inflation steuern können, halten wir aber für wenig überzeugend. Als Fazit bleibt daher die Logik für reale Assets stimmig. Das bleibt unser Anlage-Matchplan auch für die kommenden Monate, ungeachtet mancher Schwankungen.

 

Ihr Alois Wögerbauer

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