BÖRSE EXPRESS: Die Prognosen für die Inflation in der Eurozone wurden kürzlich deutlich nach oben und die Prognosen für das BIPWachstum leicht nach unten korrigiert. Man könnte das so interpretieren, also ob sich die EZB mehr Sorgen um die europäischen Inflationszahlen als um die Marktbedingungen macht. Könnte der Entscheid zu kurzfristig ausgerichtet sein? Wie kommentieren Sie diese EZB-Entscheidung und was erwarten Sie von der FED?
WERNER LEITHENMÜLLER: Die Wege von EZB und FED werden unterschiedlich sein. Die FED wird die eingepreisten Zinserhöhungen wohl vorerst durchziehen, aber notfalls pragmatisch reagieren. Die EZB sollte als erstes darauf achten, den negativen Einlagenzins wegzubringen. Ganz wichtig aber: Gerade in der EURO-Zone sind negative Konjunkturrevisionen sicher. Stagflation wird ein mögliches Szenario. Möglichst geringe Konjunkturabhängigkeit bleibt daher ein Kernziel unserer Sachwerte-Strategien.
Sie sagten im letzten Fondsjournal, dass Sie das Thema Ukraine- Russland vordergründig aus der Inflationsperspektive und weniger aus der Perspektive der Auseinandersetzung selbst sehen. Hat sich an dieser Sicht etwas geändert?
Es ist nicht möglich, im Umfeld der aktuellen Geopolitik kurzfristige Festlegungen zu treffen oder gar Ableitungen auf eine Fondsstrategie vorzunehmen. Die jüngsten Entwicklungen haben die Sachwerte-These aber grundsätzlich weiter unterstützt. Die Inflationsraten sind viel hartnäckiger und viel höher, als man noch vor wenigen Wochen angenommen hatte. Die Welt sieht wieder einmal, wie komplex und fragil die Versorgung und die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist. Und die Notenbanken wissen, dass man die aktuelle Energiepreissituation nicht mit Zinserhöhungen bekämpfen kann. Sie werden daher behutsam vorgehen. Mit Anlagestrategien die Inflationsrate zu kompensieren, bleibt daher sehr anspruchsvoll.
Welche Überlegungen stecken hinter den aktuellen Gewichtungen der einzelnen Sachwerte-Portfoliobausteine im Fonds?
Gold ist mit 25 Prozent an der Maximalgewichtung, wir sehen es gerade im aktuellen Umfeld als guten Stabilisator. Auch der Rohstoffsektor ist an der Maximalgewichtung von 25 Prozent investiert. Silber wird übrigens hier dem Rohstoffsektor zugerechnet und nimmt eine wesentliche Position ein. Daneben gibt es aktuell einen klaren Schwerpunkt auf Industriemetallen wie Kupfer, Aluminium oder Nickel. Die Kombination aus steigender Nachfrage aufgrund der Energiewende bei gleichzeitig nur gering steigendem Angebot überzeugt, auch mit Blick auf die kommenden Jahre. Im langfristigen Vergleich sind Rohstoffe nicht teuer. Öl spielt eine untergeordnete Rolle, weil es vor allem auch der Grundidee des Fonds, der vergleichsweise geringeren Konjunkturabhängigkeit, widersprechen würde. Der Bereich der Sachwerte-Aktien macht 30 Prozent des Fonds aus. Einerseits geht es um Substanz. Hier stellt der Rohstoffsektor die größte Gewichtung dar und ist breit diversifiziert in Unternehmen aus Bereichen wie Gold, Silber, Kupfer oder auch Düngemittel. Dann geht es auch um Konjunktur- Unabhängigkeit. Diese finden wir im Gesundheitsbereich mit Klassikern wie Pfizer oder Merck und im Bereich Basiskonsum mit Unternehmen wie Coca-Cola, Procter & Gamble oder Nestle. Abgerundet wird dies beispielsweise durch Investments in Stora-Enso und Weyerhaueser, führende Forstunternehmen oder auch Waste-Management, eben weil auch Abfallverwertung konjunkturunabhängig ist.
Welche Einschätzungen sind für die relative Untergewichtung von Immobilien im Fonds verantwortlich?
Grundsätzlich sind in diesem Segment Wohnimmobilien klar übergewichtet, da man hier am besten Inflationsschutz und Krisensicherheit darstellen kann. Wir sehr man hier differenzieren soll, hat der Corona-Ausbruch im Jahr 2020 gezeigt, damals gehörten Gewerbeimmobilien, Einkaufszentren
und vor allem auch Büros kurzfristig sogar zu den überproportionalen Verlierern; das gilt es zu verhindern. Angesichts der steigenden Neubaukosten haben die Bestandsimmobilien wohl noch länger Rückenwind. Wir haben aber dennoch aus rein taktischen Gründen die Maximalbandbreite nicht ausgenützt, da es da und dort Übertreibungen gibt und wir abwarten wollen, wie sich das in den vergangenen Wochen doch deutlich veränderte Zinsumfeld durchschlägt.
Den 3 Banken Sachwerte-Fonds sollte ich lieber heute als morgen kaufen, da ...
Der 3 Banken Sachwerte-Fonds ist aus unserer Sicht kein „Timing-Produkt“, das man mal hat und dann wieder nicht hat. Wir sehen dies eher als Grundposition im Portfolio, mit der die Ecke Substanz, Krisensicherheit, Inflationsschutz gut abgedeckt werden kann. Das wird in vielen Phasen dem Depot helfen, siehe die letzten Wochen. In vielen Phasen werden andere Marktsegmente besser laufen, aber in der Portfoliokonstruktion macht es Sinn.
3 Banken Sachwerte-Fonds
Rechtshinweis: Etwaige Informationen über die nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte gemäß der Offenlegungsverordnung (EU) 2019/2088 stehen dem Interessenten unter www.3bg.at zur Verfügung.
RECHTLICHER HINWEIS FÜR DEUTSCHLAND: Der aktuelle Prospekt der 3 Banken Zinschance 2028 liegt für Sie kostenlos bei der Oberbank AG, Niederlassung Deutschland, Oskar-von-Miller-Ring 38, D-80333 München, auf.
Die Finanzmarktaufsicht warnt: Der „3 Banken Sachwerte-Fonds kann bis zu 30 vH in Veranlagungen gemäß § 166 Abs. 1 Z. 3 InvFG 2011 (Alternative Investments) investieren, die im Vergleich zu traditionellen Anlagen ein erhöhtes Anlagerisiko mit sich bringen. Insbesondere bei diesen Veranlagungen kann es zu einem Verlust bis hin zum Totalausfall des darin veranlagten Kapitals kommen.
Hinweis: Im Rahmen der Anlagepolitik investiert der 3 Banken Sachwerte-Fonds (R) hauptsächlich in Anteile an anderen Investmentfonds.