Die KAG 3 Banken-Generali verwaltet Publikumsfonds, Spezialfonds und betreute Mandate mit einem Volumen von Assets under Management von €11,5 Milliarden. Eine wachsende Bedeutung nehmen immer mehr Wertsicherungsfonds ein.
Citywire sprach mit den Wertsicherungs-Experten Gerhard Schum, Raphael Siegert, Elmar Weber und Dieter Pozar über Chancen, Risikobegrenzung und warum es sich lohnt, kühlen Kopf zu bewahren.
Wie haben Sie die Zeit der hohen Marktvolatilität und die heftigen Verschiebungen der ersten acht Monate des Jahres überstanden?
Raphael Siegert: Das Motto unserer Wertsicherungsmandate ist, „Risiko bewusst eingehen, aber systematisch begrenzen“. Analog zum Corona-Crash 2020 haben wir auch dieses Jahr das Risiko in unseren Wertsicherungsmandaten rechtzeitig reduzieren können. Im Vergleich zu gemischten Fonds mit ähnlicher strategischer Ausrichtung, jedoch ohne Wertsicherungsmechanismus, konnte der Verlust deutlich begrenzt werden.
Durch unseren systematischen dreistufigen Ansatz waren wir phasenweise sowohl in Aktien als auch in Anleihen stark untergewichtet respektive fast gänzlich aus dem Risiko. Ob sich die aktuelle Rallye seit Mitte Juni als Bärenmarktrallye herausstellt, können wir noch nicht beantworten, jedoch gelang es uns, das Risiko sukzessive anzuheben und von den Erholungsphasen zu profitieren.
Was können die Anleger aus den letzten Verwerfungen mitnehmen?
Raphael Siegert: Selbst konservative Fonds verzeichneten historisch hohe Rückgänge und mussten zusehen, wie die Diversifikation zwischen Assetklassen kaum einen risikominimierenden Schutz bot. Allein in den letzten zwei Jahren haben wir gesehen, dass man mit massiven Rückschlägen jederzeit rechnen muss. Eines ist jedoch völlig klar: Ohne Risiko gibt es keinen Ertrag.
Bei Ihren manadatierten Spezialfonds und betreuten Strategien. Was sind da die wesentlichen Eckpunkte und die Herangehensweise. Performanceseitig konnten Sie 2022 überzeugen. Gibt es Geheimrezept?
Gerhard Schum: Die Basis für die erfolgreiche Umsetzung unseres Konzepts ist die Abstimmung des Risikoprofils mit der Ertragserwartung des Kunden. Durch die Quantifizierung des jährlichen Risikobudgets (z.B. -10%) weiß der Kunde, welches Risiko er eingeht. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich zwar um keine harte Garantie handelt, jedoch selbst im Corona Crash hatten wir genug Risikobudget übrig, um am folgenden Aufwärtstrend zu partizipieren.
Unser Investmentansatz basiert neben Diversifikation über Assetklassen auf Trendfolgemodellen und einem aktiven Risikomanagement zur Einhaltung der Wertsicherungsgrenzen. Um ein Beispiel für unseren der drei-stufigen Ansatz zu nennen, gehe ich kurz auf die Anleihenseite ein. Bereits Ende letzten Jahres reduzierten wir aufgrund unserer Trendfolgesignale das Anleihen-Exposure sukzessive, sodass wir die große Abwärtsbewegung in dieser Asset Klasse von der Seitenlinie beobachten konnten.
Eine der Herausforderungen für Trendfolgemodelle sind in der Regel starke Gegenbewegungen, z.B. in Form von Bärenmarktrallyes. Wir setzen daher gezielt mittel bis langfristig ausgerichtete Modelle ein, die eine ideale Ergänzung zur kurzfristigen Risikosteuerung darstellen. Die Risikosteuerung erfolgt bei uns vereinfacht gesagt abhängig von der Marktvolatilität und dem Abstand zur Wertuntergrenze. Dieses Zusammenspiel sehen wir als Geheimrezept für unseren Erfolg. Das Grundprinzip der Wertsicherungsmandate wird von uns möglichst homogen umgesetzt. Die Funktionsweise erkennt man am besten anhand des Generali Vermögensaufbau-Fonds.
Konnten Sie einen Teil der Rallye in den Rohstoff-, Energie- und Versorgungstiteln mitmachen?
Elmar Weber: Vor dem Hintergrund der langfristigen Diversifikation setzen wir in unserer strategischen Asset Allokation neben Aktien und Anleihen als Beimischung auch Rohstoffe und Edelmetalle ein, sofern die Anlagerichtlinien dies zulassen. Aufgrund unserer Trendfolgemodelle waren wir seit Anfang Jänner im Rohstoffsektor investiert und konnten an der Performance partizipieren. Auch hier zeigte sich wieder der Nutzen unseres Konzepts, das mittel- bis langfristige Trends gut erkennt.
Welche Produkte setzen Sie im Investmentprozess hauptsächlich ein?
Dieter Pozar: Um flexibel und agil am Markt agieren zu können, bevorzugen wir aus Liquiditäts- und Diversifikationsgründen Subfonds und ETFs. In volatilen Marktphasen ist es nicht selten, dass täglich das Risikoexposure angepasst wird. Anstelle jeden Bond oder jede Aktienposition zu einem Teil zu verkaufen, können wir so das Risiko feiner adjustieren und Kosten sparen. Speziell auf der Bondseite macht sich der Einsatz dieser Vehikel positiv bemerkbar, da deren Liquidität nach Emission teils stark nachlässt. Bei der Auswahl der Fonds achten wir daher speziell auf deren Größe und streuen dementsprechend breit.
Für Kunden, die ausschließlich Einzeltitel benötigen, erfolgt die Risikoanpassung mittels Derivate. Die eingesetzten Fonds/ ETFs unterliegen einer laufenden Qualitätsanalyse in Puncto Wertentwicklung, Volatilität, Drawdown, Fondsvolumen, etc. und werden im Anlassfall ausgetauscht.
Mögliches Szenario: Für den Fall, dass eine gewisse Normalisierung des Anlegerverhaltens und ein Rückgang der Inflation sich im Herbst abzeichnet. Wie würden Sie Portfolio ausrichten?
Gerhard Schum: Der Ausgangspunkt für die strategische Ausrichtung in unseren Mandaten ist üblicherweise ein globales Multi-Asset Portfolio. Die erwähnten Subfonds und ETFs, die wir einsetzen, unterscheiden sich in der Regel in ihrer regionalen und thematischen Ausrichtung. Da unser Ansatz stark Modell getrieben ist, entscheiden unsere Trendfolger über die jeweilige Über- oder Untergewichtung jedes einzelnen Subfonds. Dies ergibt die taktische Positionierung des Portfolios und im Falle Ihres genannten möglichen Szenarios die Ausrichtung für den Herbst.
Sollte der Markt einen Boden gefunden haben und sich im Herbst eine Normalisierung abzeichnet, gehen wir davon aus, dass unsere Modelle ein Vollinvestment der Strategischen Asset Allokation signalisieren, sofern es das Risiko zulässt.
Wir bleiben unserer Strategie treu, liefern Lösungsansätze für Anleger mit unserem Wertsicherungskonzept – getreu dem Motto „Risiko bewusst eingehen, aber systematisch begrenzen“.
Rückt das Thema ESG Ihrer Meinung nach wieder mehr in den Vordergrund? Oder kommt es zur Aufschiebung, weil in den meisten Ländern (aber auch EU) die öffentliche Hand wegen der zahlreichen Sonderbelastungen als Initiator und Mitfinanzierer in den Hintergrund tritt?
Dieter Pozar: Unserer Meinung nach ist der Trend in Richtung nachhaltiger Investments weiterhin ungebrochen und trifft den aktuellen Zeitgeist mehr denn je. Ein Bespiel ist die Energiekrise, die wir aktuell weltweit erleben. Sowohl private Haushalt als auch die Industrie und die öffentliche Hand werden stark belastet. Wir werden Zeugen, wie abhängig wir von fossilen Ressourcen sind und wie wichtig die Kapitalallokation zu nachhaltigen Projekten ist.
Mittel- bis langfristig wird sich die öffentliche Hand dem Druck beugen müssen und kann sich nicht im Hintergrund bedeckt halten. Für viele Investoren ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt und wird sukzessive mehr nachgefragt. Für diese Investoren managen wir einen Wertsicherungsfonds der ausschließlich in nachhaltige Subfonds investiert. Wir hoffen dadurch einen positiven Beitrag zu leisten und nachhaltiges Wachstum zu fördern.
Angenommen Sie wären selbst ein institutioneller (End-) Investor. Was würden Sie sich selbst raten?
Gerhard Schum: Gerade als institutioneller Investor ist es wichtig, die getätigten Investments im Einklang mit der eigenen Risikotragfähigkeit zu bringen. Man kann leider nicht ausschließen, dass es jederzeit zu starken Rückschlägen kommt. Der Einsatz von Wertsicherungsprodukten macht das Verlustpotenzial quantifizierbar bei gleichzeitig attraktivem Ertragspotenzial.
Weitere Informationen zum Herausgeber entnehmen Sie bitte folgendem Link: https://citywire.de/
Generali Vermögensaufbau-Fonds