Fondsjournal: Hr. Latzelsperger, wie verlief der Start des Fonds?
Constantin Latzelsperger: Wir starteten Mitte September 2022, zu diesem Zeitpunkt war die Zinswende schon zu einem großen Teil im Markt gepreist. Die US-amerikanische Zinskurve war bereits seit längerem invers. Die Rendite für US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit wie etwa 1 Jahr war höher als jene für längere Laufzeiten wie etwa 10 Jahre. Auch die deutsche Zinskurve hatte bereits begonnen sich zu invertieren. Unternehmensanleihen rentierten bei rund 4%, die Kreditrisikoprämien waren verglichen mit der jüngeren Vergangenheit attraktiv hoch. Aufgrund des Krieges in der Ukraine, der daraus resultierenden Unsicherheit hinsichtlich der Energieversorgung sowie erwarteten Zinserhöhungen und ersten Rezessionsängsten war die Stimmung am Markt sehr verhalten. In diesem Umfeld startete der Fonds mit einem eher defensiv ausgerichteten Portfolio mit etwa 90% Investmentgrade Anleihen. Einzelne Hochzinsanleihen, von deren Solidität wir überzeugt waren, wurden beigemischt.
Wie ist der Fonds aktuell aufgestellt?
Latzelsperger: Der Fonds hält aktuell um die 140 nachhaltige Emittenten und bildet das gesamte Spektrum an Unternehmensanleihen ab. Die durchschnittliche Rendite liegt bei etwa 4% bei einer durchschnittlichen Restlaufzeit von etwa 4,5 Jahren. Wir glauben, dass dies ein attraktives Umfeld darstellt. Unter den Branchen ist der Finanzsektor am stärksten gewichtet, dieser profitiert aktuell stark von den wieder gestiegenen Zinsmargen. Die Auswahl ist jedoch im Hinblick auf die Gefahr von Kreditausfällen entscheidend. Besonders im nordischen Bereich gibt es einige Finanzinstitute, die eine Vorreiterrolle in der Nachhaltigkeit einnehmen und sich somit hervorragend für den Fonds eignen.
Hat sich am Nachhaltigkeitskonzept etwas verändert?
Latzelsperger: Unser Nachhaltigkeitskonzept ist klar und einfach: Gekauft werden Anleihen mit einem guten Rendite-Risiko-Verhältnis unter der Voraussetzung, dass diese Emittenten weder Mensch noch Umwelt schaden, was durch das österreichische Umweltzeichen sowie eine fundierte Analyse der Nachhaltigkeitskennzahlen überprüft wird. Daran hat sich auch nichts geändert. Was sich verändert hat, ist die Informationslage. In der Vergangenheit haben eher nur die Vorreiter auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit Zahlen geliefert, einerseits, weil es nicht trivial ist diese Zahlen zu erheben, andererseits, weil es die Möglichkeit gab schlechte Zahlen einfach nicht zu berichten. Aufgrund der sich verschärfenden Regulatorik wird die Zahl jener Firmen, die ESG-Zahlen berichten, immer größer; dementsprechend auch jene, die in einzelnen Bereichen noch Defizite haben. Trotzdem ist es gelungen, die Nachhaltigkeitskennzahlen auf gutem Niveau zu halten.
Was ist für die kommenden Monate am Finanzmarkt zu erwarten?
Latzelsperger: Das neue Jahr hat gut begonnen. Die stark gefallenen Energiepreise hoben die Stimmung deutlich, einige Konjunkturindikatoren besserten sich zumindest geringfügig. Erste Investmentbanken und Institute nahmen ihre Rezessionserwartungen zurück und der Höhepunkt der Inflation scheint erreicht zu sein, wenn auch der Weg Richtung 2% noch ein sehr weiter ist. Sowohl die EZB als auch die US-Notenbank FED haben angekündigt, die Zinsen noch weiter zu erhöhen, wobei von der EZB dieses Jahr größere Schritte erwartet werden als von der FED. Das Neuemissionsvolumen ist aktuell hoch, besonders bei ESG-Bonds, und die Renditen sind attraktiv. Das sogenannte „Greenium“, also der Renditeabschlag von ESG-Anleihen, scheint seit kurzem verschwunden zu sein. Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen sind etwas zurückgegangen und auch die Risikoprämien für Unternehmensanleihen haben ihre Erholung weiter fortgesetzt. Wir gehen von keiner weiteren deutlichen Einengung der Risikoprämien oder von fallenden Zinsen aus. Wir erwarten also für die kommenden Monate stabile Renditen. Bei den aktuellen Renditeniveaus von ca. 4% präsentieren sich Unternehmensanleihen als sehr attraktiv, nach vielen Jahren der Tief- und Nullzinsphase feiert somit eine Asset-Klasse ein klares Comeback.
Was ist für die kommenden Monate beim Thema Nachhaltigkeit zu erwarten?
Latzelsperger: Auch im Jahr 2023 werden immer mehr Nachhaltigkeitsdaten berichtet werden. Die bestehenden nachhaltigen Fondskonzepte werden somit auf die Probe gestellt. Im Laufe des Jahres könnten Fonds ihre Konzepte anpassen müssen. Finanzinstitute müssen ab 2024 ihre Green-Asset-Ratio offenlegen und werden sich daher bereits 2023 um gute Werte in diesem Bereich bemühen. Auch die USA werden beim Thema ESG aktiver und üben damit auch Druck auf die EU aus. Im Rahmen des Inflation-Reduction-Acts sollen in den USA in den kommenden 10 Jahren über Investitionen und Steuererleichterungen in Höhe von 500 Milliarden USD US-amerikanische Unternehmen stark gefördert werden. Das Gesetz soll Zukunftsenergien von Wasserstoff bis Wind- und Solarenergie subventionieren. Um beim Umbau zu klimafreundlicher Produktion nicht hinter US-amerikanische Unternehmen zurückzufallen, muss die europäische Industrie Investitionen in fast beispiellosem Ausmaß tätigen. Die Antwort der EU wird wahrscheinlich unter anderem darin bestehen, den Mitgliedstaaten mehr Spielraum für Förderungen zu geben. Auch gemeinsame EU-Finanzierungsinstrumente werden diskutiert.
3 Banken Unternehmensanleihen Nachhaltig (R) (A)
3 Banken Unternehmensanleihen Nachhaltig (R) (T)
Hinweis: Marktbedingte geringe oder sogar negative Renditen von Geldmarktinstrumenten bzw. Anleihen können den Nettoinventarwert des Investmentfonds negativ beeinflussen bzw. nicht ausreichend sein, um die laufenden Kosten zu decken!