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Editorial I Fondsjournal November 2025

„FIAT-Money“ und „Debasement Trade“

„Der Oktober ist ein besonders gefährlicher Monat, um mit Aktien zu spekulieren. Die anderen gefährlichen Monate sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar." Dieses Zitat von Mark Twain sollte ein Hinweis darauf sein, dass Aktienstrategien immer langfristig betrachtet werden müssen, da kurzfristige Trends und Schwankungen nicht vorhersehbar sind.
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Auch der „gefährliche” Oktober ist vorbeigezogen, begleitet von einem weiterhin stabilen Finanzmarktumfeld. Ob dies nicht ein Widerspruch sei zur „unstabilen Lage der Welt” ist eine sehr häufig an uns gerichtete Frage. Wenn es so einfach wäre, einen direkten Zusammenhang zwischen Wirtschaft, Geopolitik und Börse zu finden, dann wäre die geniale und immer richtig liegende Börsenformel längst erfunden, ist sie aber nicht. Die Lage ist komplexer und die Einflussfaktoren sind breiter. Wir wollen mit einigen Gedanken eine Einordnung geben.

Frage 1
„FIAT-MONEY“ UND „DEBASEMENT-TRADE“ – WAS IST DAMIT GEMEINT?
Vor allem die US-Investmentbanken sind sehr kreativ mit Wortkreationen, die sich dann oft sehr rasch verbreiten. Das Wort „Debasement-Trade“ war zuletzt in nahezu allen Aussendungen diverser Häuser zu lesen. Zudem taucht wieder verstärkt der sehr alte Begriff „Fiat-Money“ auf. Fiatgeld ist eine staatlich ausgegebene Währung ohne inneren Wert, deren Wert rein auf dem Vertrauen der Öffentlichkeit in die ausgebende Regierung oder Zentralbank basiert, anstatt auf einem physischen Asset wie etwa Gold. Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet so viel wie „es werde“ oder „es geschehe“, da das Geld quasi „aus dem Nichts entsteht“.

Neu ist das nicht, aber es wird neu diskutiert. Die Trump-Administration wünscht sich einen schwachen US-Dollar, in Englisch eben ein „Debasement“. Viele Kommentatoren beschreiben seit mehr als einem Jahrzehnt, dass der US-Dollar seinen bestimmenden Weltstatus verlieren wird, faktisch kein Kommentator hat eine plausible Idee, wer diese Rolle übernehmen könnte. Der EURO – wohl nur schwer. Eine gemeinsame Währung einiger Emerging-Markets ist nicht mehr als eine lose Idee, falls überhaupt möglich nur in Jahrzehnten. Bleibt als Fazit: Den sicheren globalen Währungshafen gibt es nicht oder nicht mehr, zudem bedroht potenzielle Inflation die Kaufkraft im eigenen Währungsraum.

Damit scheinen die Kapitalflüsse der vergangenen Monate kein Mysterium. Viele befürchten die Abwertung oder den Kaufkraftverlust der eigenen Währung und wechseln von Papiergeld in Assets, eben in Aktien, in Gold und auch in die Kryptowährungen, auch wenn diese auch nicht mit harten Assets hinterlegt sind. Angesichts des global sehr hohen Veranlagungsbedarfs und der in vielen Fällen sehr hohen Verschuldung einzelner Staaten gehen wir davon aus, dass diese Trends strukturell sind und sich, klarerweise mit zwischenzeitlichen Korrekturen, fortsetzen werden.

Frage 2
SIND DIE SOGENANNTEN KI-AKTIEN IN EINER BLASE?
Die gute Börsenlage in den USA ist im wesentlichen dem Mega-Trend der Künstlichen Intelligenz zu verdanken, da vor allem und teilweise nur Titel aus diesem Segment steigen. Auch die Konjunkturlage wäre ohne die enormen Investments in die gesamte KI-Infrastruktur deutlich eingetrübter. Ist dies eine Blase? Wir meinen nicht, aus mehreren Gründen. Erstens: Der Aufschwung im Technologiesektor basiert bislang noch auf recht solidem Gewinnwachstum und Fundamentaldaten statt vager Spekulation über zukünftiges Potenzial und unsicherer Nutzungsmöglichkeiten. Zweitens: Die Big Player im KI-Ecosystem zeichnen sich durch relativ robuste Bilanzen und starkes Gewinnwachstum aus. Solch ein Risikopuffer ist untypisch bei Blasen. Drittens: Der KI-Sektor wird derzeit von einigen großen, etablierten Unternehmen dominiert, während frühere Blasen meist durch intensiven Wettbewerb, neue Marktteilnehmer und Unprofitabilität geprägt waren. Und Viertens: Wenn fast täglich über die Gefahr einer Blase diskutiert wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine handelt, gering. Genauso wie die medial angekündigten Crashes eigentlich nie stattfinden.

Frage 3
IST DIE MARKTKONZENTRATION AUF EINIGE WENIGE TITEL GEFÄHRLICH?
Klarerweise ist die Marktkonzentration auf einige wenige Titel in den diversen Indices sorgsam zu betrachten, da dann oft die Indexentwicklung sehr wenig über die Verfassung des Gesamtmarktes ausdrückt. Der breite, renommierte US-Index besteht aus 500 Unternehmen. Die größten zehn Unternehmen stehen aktuell für etwa 40 % der Marktkapitalisierung, eine sehr hohe Zahl. Darauf folgt jedoch ein lautes Aber: Diese zehn Unternehmen stehen auch für 32 % der Gewinne des Index. Solange diese Relation nicht aus dem Ruder läuft, sollte man sich nicht gegen die Trends stellen, ohne zwingend die hohen Gewichtungen der Indices nachzubauen. Übrigens: Konzentrationen auf wenige Titel sind kein US-Phänomen. Es entspricht wohl auch ein wenig der europäischen Brille, vieles in den USA besonders kritisch zu sehen. An der Wiener Börse machen die drei Großbanken ERSTE, BAWAG und Raiffeisen Bank International aktuell ca. 40 % der Indexgewichtung aus. Im führenden deutschen Index machen die Top-6 in Form von SAP, Siemens, Allianz, Airbus, Deutsche Telekom und Rheinmetall über 50 % der Gewichtung aus; dagegen erscheint die US-Konzentration im Vergleich nahezu harmlos, auch wenn immer darauf hingewiesen wird.

Mehr als die Konzentration in den USA sorgen uns die fast täglichen gegenseitigen Investments. Teilweise dreistellige Milliardenbeträge fließen von Unternehmen A nach B, dafür investiert B in die Produkte von A, Datencenterbauten und Stromverträge werden auf viele Jahre fixiert, die Schulden werden oft in Gesellschaften ausgelagert und am Ende des Tages steigt der Börsenwert von allen Beteiligten. Es ist nicht ganz leicht, den Überblick zu bewahren. Sollte sich die Euphorie in der Zukunft legen, dann wird dies auch in Kaskaden für alle negativ sein.

Frage 4
WAS SIND DIE ANTWORTEN AUF DAS AKTUELLE UMFELD?
Wir beobachten die Thematiken um Debasement-Trade und Fiat-Money, aber das ist nicht unsere Motivation und Antrieb. Dies ist vielmehr die Überzeugung, dass es besser ist, investiert zu sein, als an der Seitenlinie die nächste Blase zu prognostizieren oder auf die heile Welt zu warten, da es diese ohnehin nicht gibt. Als Oktoberfazit und als Aufstellung für die beiden letzten Monate des Jahres sind unsere Leitplanken klar.

Wir halten keine substanziellen Cash-Bestände, da alle unsere Anleihestrategien in der Ertragserwartung der Cash-Veranlagung überlegen sind. Unser wiederholt klar formuliertes Bekenntnis zu Anleihen wird durch die bisherige Entwicklung 2025 bestätigt.

Wir glauben an einen positiven Jahresausklang im Aktienbereich und haben in den vergangenen vier Wochen die Aktienquote nochmals etwas angehoben. Nur zur Dokumentation für jene mit einem viel zu regionalen und somit oft viel zu kritischem Weltbild. Sowohl der Internationale Währungsfonds und auch die OECD haben die reale Wachstumserwartung für die Weltwirtschaft 2025 zuletzt auf 3,20 % angehoben.

Regionenmäßig haben wir die Gewichtung von Emerging-Markets nochmals angehoben, Richtung 10 % des Aktienteils. Die Bewertungen sind solide und die Qualität in Bereichen wie KI oder Elektromobilität ist hoch, zudem wird die Region von den definitiv fallenden US-Zinsen und dem womöglich fallenden US-Dollar profitieren. Im Gegenzug haben wir die erhöhten Gewichtungen von Europa etwas zurückgenommen. Die vielzitierte Outperformance von Europa fand bis März statt, seitdem kehrt doch etwas Ernüchterung ein, während die USA weiter die Geschichte der Mega-Trends schreiben. Übrigens: In der aktuell laufenden Berichtsaison der US-Unternehmen haben über 80 % die Erwartungen übertroffen. Beachtlich, trotz des Umstandes, dass im Vorfeld die Erwartungen oft etwas klein gehalten wurden…

Bei Gold haben wir die Kurse von unter 4000 US-Dollar zu ersten leichten Zukäufen genützt, auch bei Rohstoffen haben wir die Gewichtung etwas erhöht, da wir an den strukturellen Megatrend der Sachwerte weiter glauben.

Risikobewusst agieren, aber mutig bleiben ist weiter angesagt. Wie eine Redewendung eben sagt: Der größte Fehler, den du im Leben machen kannst, ist die permanente Angst einen Fehler zu machen. Börse ist nicht berechenbar, da von zu vielen Dingen beeinflusst. André Kostolany hat das treffend formuliert: „An der Börse sind zwei mal zwei niemals vier, sondern meistens fünf minus eins. Man muss nur die Nerven haben, das Minus eins auszuhalten.“

 

Ihr Alois Wögerbauer

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