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Editorial I Fondsjournal Mai 2025

April, April — macht was er will

“April, April – macht was er will” – so eine Redewendung, die das Wetter beschreibt. Abgewandelt auf die Börsen im abgelaufenen Monat könnte man wohl formulieren: “Donald Trump, Donald Trump – macht was er will.”
Quelle: Shutterstock
Es war in den vergangenen Wochen durchaus anspruchsvoll, den täglichen Aussagen des US-Präsidenten zu folgen – und auch den zahlreichen Revisionen oft nur wenige Tage später. "Es wird ein wenig Unruhe geben, aber wir sind damit einverstanden, es wird nicht viel sein“, so seine Aussage noch im März. Wenn am Finanzmarkt Hektik herrscht, dann ist ein Depotcheck angesagt, um mögliche Extrempositionen zu vermeiden. Nicht angesagt in einem sich laufend verändernden Umfeld sind hektische Strategieanpassungen. Nachfolgend möchten wir die Turbulenzen der vergangenen Wochen etwas einordnen.

Gedanke 1
HÄTTE MAN ES AHNEN KÖNNEN?
Wie immer bei deutlichen Marktrückgängen stellt sich die Frage: Hätte man es ahnen können? Wir meinen nein. Aus Trump-Aussagen vor der Angelobung konnte man Zölle um die 15 % ableiten, aus Aussagen im März war von Zöllen unter 10 % auszugehen. Dass Anfang April etwa 25 % angekündigt werden, und das „gegen die ganze Welt“, hatte niemand auf der Agenda, dementsprechend panisch war die Marktreaktion. Vor allem gab es eine breite Konsensannahme, die auch wir teilten. Die US-Administration wird in ihren Aktionen Rücksicht nehmen auf die Inlandskonjunktur und den Inlandsaktienmarkt; dies war – zumindest vorerst – eine Fehleinschätzung. Bis zum ersten Test bei den Zwischenwahlen in zwei Jahren ist aber noch Zeit.

Gedanke 2
DIE FOLGEN FÜR DIE WIRTSCHAFT…
Es ist immer wieder bemerkenswert, wie rasch auch die globalen Investmenthäuser ihre Meinung ändern. Noch Anfang März war Konsens, dass die Weltwirtschaft 2025 um gut 3 % wachsen wird. Mitte April gab es erste Stimmen, die eine Weltrezession erwarteten. Wir betrachten diese Einschätzung als zu negativ und teilen sie nicht. Der Internationale Währungsfonds IWF hat Ende des Monats seine Erwartungen aktualisiert. Die Zollunklarheit bereits eingerechnet, geht der IWF nun von einem Wachstum der Weltwirtschaft 2025 in Höhe von 2,7 % aus. Übrigens und bemerkenswert: Am deutlichsten reduziert wurden die Erwartungen für die USA.

Gedanke 3
DEAL, DEAL, DEAL…
Donald Trump gibt sich als erfolgreicher Dealmaker, auch wenn das sein Lebenslauf, genauer gelesen, gar nicht hergibt. Daraus ergibt sich auch ein aktuelles Problem. Sind wirklich die Zölle das massive Problem der Unternehmen – oder ist es ganz einfach die Unklarheit und Unsicherheit?
Dazu kommt, dass sich manche Inlandsproduktion einfach nicht umsetzen lässt, weil es schlichtweg an menschlichen, fachlichen und technischen Ressourcen fehlt. Welche Unternehmensleitung außerhalb der USA wird eine mehrjährige Investition in den USA zur Zollvermeidung absegnen, wenn über den nächsten Deal die Zölle womöglich bald wieder tiefer oder gar Geschichte sind? Börse und Wirtschaft brauchen Planbarkeit.

Gedanke 4
JEDES STILMITTEL STÖSST AN GRENZEN…
Ganz egal ob man ein Land, ein Unternehmen oder eine Sportmannschaft führt, man muss wissen, dass man ein Stilmittel nicht beliebig wiederholen kann, es nützt sich ab, es tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Montag zu sagen, dass man den Chef der Notenbank entlassen will, um Dienstag zu sagen, dass man das klarerweise nicht machen wird, ist im aktuellen Umfeld vielleicht ein Mittel um für Aufruhr, globale mediale Präsenz und für Aktienmarktschwankungen zu sorgen. Man kann dies aber so nicht beliebig wiederholen, Markt und Medien werden sich daran gewöhnen und der Effekt nimmt rasch und deutlich ab. Wir gehen daher davon aus, dass der Höhepunkt der Marktschwankungen hinter uns liegt.

Gedanke 5
WICHTIGER US-STAATSANLEIHENMARKT
Dass Donald Trump die Höhe der US-Staatsverschuldungen als so nicht fortführbar einschätzt, ist eine korrekte Analyse. Es ist auch Teil der Wahrheit, dass das gute US-Wirtschaftswachstum der vergangenen fünf Jahre durch die hohen Investitionen des Staates gestützt wurde. Man kann dies aber nicht mit der symbolischen Brechstange in kurzer Zeit lösen. Kritik an der Notenbank zu üben, heißt sich auf sehr riskantem Terrain zu bewegen; das sollte Trump wissen. Mag sein, dass Zinssenkungen die anstehenden Refinanzierungen der Staatsschulden in den kommenden beiden Jahren verbilligen. Wenn aber der globale Markt den langlaufenden Staatsanleihen das Vertrauen entzieht, dann ist dies sehr gefährlich. Zu sehen war dies in den hektischen April-Tagen, als zeitgleich 10-jährige US-Staatsanleihen und auch US-Aktien fielen, was selten vorkommt. Das Zurückrudern in Form eines Zeitaufschubs bei wesentlichen Teilen der Zölle war auf den Stress am Anleihemarkt zurückzuführen.

Gedanke 6
US-DOLLAR BEOBACHTEN
In den vergangenen 15 Jahren hat sich die breite Meinung durchgesetzt, dass in Krisenphasen der US-Dollar und auch die US-Staatsanleihen der „sichere Hafen“ sind; beides hat sich in manch hektischen Tagen in diesem Zeitraum immer wieder bestätigt. Diese einseitige Wahrnehmung ist angekratzt, das Vertrauen beschädigt. Eine Reparatur ist möglich, aber unter der aktuellen US-Administration vorerst nur schwer vorstellbar. Der Blick auf die Währungszusammensetzung einer Strategie wird daher an Bedeutung gewinnen, da eine weitere Dollarabschwächung weder den US-Präsidenten noch die global tätigen Großkonzerne stören würde. Daraus eine völlig neue Anlagestrategie zu entwickeln, ist aber nicht angesagt. Es darf vor allem nicht übersehen werden, dass sich ein schwächerer US-Dollar positiv in den Gewinnausweisen von Microsoft & Co. widerspiegeln würde.

Gedanke 7
VERFESTIGTER ZINSSENKUNGSZYKLUS
Die Zinssenkungen könnten im aktuellen Umfeld etwas stärker ausfallen, als noch vor Monaten erwartet. Die Wirtschaftsunterstützung wird wohl höher gewichtet als die Sorge um höhere Inflationsraten. Der starke EURO hat zudem den Vorteil, dass sich die Energieimporte verbilligen. Der Einlagenzins der EZB wird bis Herbst wohl von aktuell 2,25 % auf dann nur mehr 1,75 % sinken. Sinkende Leitzinsen und eine aufgrund des Infrastrukturpaketes mittelfristig etwas erhöhte Wachstumserwartung für Deutschland sind wohl auch ein gutes Argument für kleiner- und mittelkapitalisierte Unternehmen aus Österreich und Deutschland. Wir denken, dass dieses Segment weiteres Aufholpotential hat, temporäre Rücksetzer gehören auch hier – so wie in den vergangenen Wochen – dazu.

Gedanke 8
MARKTKRISEN – EIN HISTORISCHER BLICK
Die Tagesschwankungen im April erinnerten in ihrer Dimension an die erste Corona-Phase im März/April 2020. Diese Erinnerungen und Vergleiche helfen, da es auch damals richtig war, angesichts der unmittelbaren Unplanbarkeit möglichst wenige Aktionen zu setzen. Auch wenn dies, gerade wenn man inmitten der Marktturbulenzen steht, nicht ganz einfach ist. Phase eins ist in der Regel Panik und Volatilität, wir denken, dass dies aktuell hinter uns liegt. Wir stehen in Phase zwei, der Beruhigung und Reduktion der Schwankungen. Für Phase drei und Entwarnung ist es noch zu früh. Dazu braucht es mehr Berechenbarkeit; die Kommentare der Unternehmen in der laufenden Berichtssaison werden den Blick schärfen. Nochmals betont: Es braucht nicht zwingend bessere Nachrichten, es braucht Berechenbarkeit der Effekte. Auch hier lehrt uns die Geschichte, dass man den negativen Ausfluss insgesamt meist überschätzt, zumindest mittelfristig.

Gedanke 9
GOLD AUF NEUERLICHEM HÖCHSTSTAND
Gold erreicht mit 3500 US-Dollar ein neues Allzeithoch; die darauffolgende Korrektur auf 3300 US-Dollar je Unze ist mehr als gesund. Die übergeordnete These ist intakt; wir sind daher dem Reiz der Gewinnmitnahmen nicht erlegen. Die Staatsschulden sind global hoch, die geopolitische Lage komplex und der Wunsch vieler Notenbanken nach Diversifikation ihrer Devisenreserven ist wohl ein Trend dieses Jahrzehntes – und nicht dieser Wochen. Aber auch hier gilt: Bleiben Sie konsequent beim Blick auf die Gesamtheit Ihrer Strategie. Sollten wir uns irren und alle Pro-Argumente für Gold sich auflösen, würde dies in einer Korrektur enden. Aber der Rest des Depots wird uns dann wohl sehr viel Freude machen.

Gedanke 10
„KLEINE SCHRAUBEN, ABER KEINE BRECHSTANGE“
Das Angebot einer Fondsgesellschaft besteht aus vielen unterschiedlichen Strategien mit unterschiedlichen Zielsetzungen; eine breite Erläuterung unserer Aktionen im April würde daher den Umfang dieser Zeilen sprengen. Vereinfacht dargestellt, haben wir an vielen Schrauben gedreht, aber bei keiner Strategie völlig neue Wege entwickelt. Die Berechenbarkeit, die wir am Markt uns wünschen, wollen wir auch Ihnen beständig bieten.
Wir haben bei den breiten Mischstrategien Hochzinsanleihen etwas reduziert, um auch die Konjunkturrisiken etwas zu senken. Wir haben etwa 10 % der Aktieninvestments reduziert und belassen den Betrag vorerst in der Cash-Variante.
Innerhalb des Aktienmarktes haben wir den US-Anteil etwas reduziert und im EURO-Raum zugekauft. Mindestens 50 % des Aktienteils bleiben aber in den USA. Grundsätzlich investieren wir in erfolgreiche Unternehmen, die es in den USA am häufigsten gibt und auch weiter geben wird. Währungsentwicklungen und politische Systeme können wir nicht beeinflussen und nehmen wir quasi in Kauf. Und wir haben, wie beschrieben, in klein- und mittelkapitalisierte Unternehmen mit Schwerpunkt Österreich und Deutschland investiert; 5 % des Aktienteils halten wir für angemessen, stellen aber auch die Oberkante dar.

FAZIT
Die Welt nach der Lehman-Pleite und der EURO-Krise hat sich verändert, aber weitergedreht. Die Welt nach Corona hat sich verändert, aber weitergedreht. Die Welt verändert sich aktuell einmal mehr, wird sich aber weiterdrehen und die Wirtschaft wird sich anpassen. Diversifikation und Vermeidung einseitiger Strategien sind die einzig logische Antwort, auch in und nach den Erfahrungen des April.

Ihr Alois Wögerbauer 

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