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Editorial I Fondsjournal Dezember 2025

Die Anzeigentafel und das Spielfeld

Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen, so lautet ein altes Sprichwort. Abgewandelt gilt dies klarerweise auch für die Geldanlage. Gibt es eine „KI-Blase“, sind die Aktien um NVIDIA & Co überteuert? Dies war die zentrale Marktdiskussion im Monat November, die sich von Fachjournalen bis hin zu Regionalzeitungen zog.
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Wir bleiben dabei, dass sicherlich viele Bewertungen ambitioniert sind. Wir wiederholen aber auch unsere Überzeugung, dass echte Blasen oder ein Crash nicht in den Tageszeitungen angekündigt werden. Je öfter man die Angst darüber thematisiert, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie eintreten. In der Geldanlage sind aber auch persönliche Entscheidungen zu treffen, die man nicht immer alle an die Geldverwalter delegieren kann. „A“ zu sagen, „ich möchte KI- oder Klumpenrisiken vermeiden“ und dann „B“ zu sagen, „aber klarerweise habe ich die Ertragserwartung des renommierten Aktienweltindex“, das passt nicht zusammen. Entweder - oder, das Beste aus allen Welten gibt es nur in der Theorie.  Die Top-8-Unternehmen in Form von NVIDIA, Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, META, Broadcom und Tesla stehen für über 25 % des Gewichtes dieses aus etwa 1500 Titeln bestehenden Index und prägen diesen klar.

DIE VOGELPERSPEKTIVE…
Der November brachte keine substanziellen Neuigkeiten, die Reaktionen nötig machen würden. Daher wollen wir auch kleine Themen nicht größer machen als sie sind. Kurzfristige Entwicklungen sind ohnehin nicht planbar. Warren Buffet hat dies treffend beschrieben: „Spiele werden von jenen gewonnen, die auf das Spielfeld achten und nicht von jenen die auf die Anzeigentafel schauen“. Nehmen wir daher die Vogelperspektive ein, um uns einen Überblick zu verschaffen.

DIE WELTWIRTSCHAFT…
Einmal mehr zeigt die Weltwirtschaft Stabilität. Laut jüngsten Erwartungen wird das reale Wachstum 2025 bei 3,2 % liegen. Der Pessimismus rund um die Bekanntgabe der US-Zölle Anfang April ist rasch wieder verflogen, manche Ökonomen hatten verfrüht eine Weltrezession ausgerufen. Die Konsenserwartungen für 2026 und 2027 liegen ebenfalls bei knapp über 3 %. Korrekturen sind Teil jeder Entwicklung, aber die strukturelle Basis für eine solide Aktienmarktentwicklung ist vor diesem Hintergrund grundsätzlich gelegt. Bleiben Sie daher im Zweifelsfall einfach investiert. Das regionale persönliche Umfeld ist klarerweise emotional näher, darf aber für Ihre Geldanlageentscheidungen nicht ausschlaggebend sein. Geldanlage ist global.

DIE UNTERNEHMENSGEWINNE…
Die abgelaufene Berichtssaison der Unternehmen verlief in Summe positiv, über 80 % der US-Unternehmen haben die Erwartungen übertroffen. Für 2026 liegen die Erwartungen im Konsens aktuell bei knapp über 10 % Gewinnzuwachs. Europa wird auch 2026 damit nicht ganz mithalten können, was an einer anderen Branchen-zusammensetzung liegt. Empfehlenswert ist auch hier eine saubere Differenzierung. Die klassische Industrie hat in der öffentlichen Wahrnehmung und in den Medien eine laute Stimme, einen Rückschluss auf die Börsenverfassung lässt dies aber nicht zu. Banken, Versicherungen, Kommunikation, Technologie, Gesundheit oder Basiskonsum haben zusammen deutlich höhere Branchengewichtungen in den jeweiligen Indices.

Bestes Beispiel 2025 ist unser Heimmarkt. Die Wiener Börse gehört mit einem Anstieg von fast 40 Prozent zu den zehn besten Börsenplätzen der Welt. Mit der heimischen Konjunktur oder mit der heimischen Politik hat das wenig bis gar nichts zu tun. Es liegt vor allem an Unternehmen, die ihren Markt als Weltmarkt definieren und ihr Headquarter in Österreich haben, es liegt an erfolgreichen Nischenplayern und an der guten Ertragslage der im Index hoch gewichteten Banken und Versicherungen mit ausgezeichneten Marktstellungen in Osteuropa. Nur als symbolisches Beispiel: Polen wird 2025 und auch 2026 laut aktuellen Prognosen jeweils über 3 % wachsen und liegt damit, obwohl geografisch nahe, am Wachstum der Weltwirtschaft mit Raten, von denen Österreich und Deutschland nur träumen können.

DIE ZINSEN…
Mit einem Blick auf 2026 sind die Geldmarktzinsen kein wesentlicher Konkurrent zu Aktien – und auch nicht zu Anleihen, wenn man eine kreative Mischung wagt, die immer noch ein Ertragspotential im 4-%-Bereich bringt.  Ob eine hoch verzinste Anleihe eines engagierten Landes aus den Emerging-Markets wirklich riskanter ist als eine mittelmäßig verzinste Anleihe Frankreichs, ist eine etwas philosophische Frage, das kommende Jahrzehnt wird dies klären. Die EZB wird wohl vorerst bei einem Einlagezins von 2 % bleiben, eine Senkung im Jahresverlauf bei schwächelnder Wirtschaft ist möglich, aber aktuell nicht unser Kernszenario. Die US-Zinsen werden im Vergleich deutlicher sinken, wir teilen den Marktkonsens von drei bis vier Zinssenkungen zu je 0,25 % in den kommenden 12 Monaten. Sollte dies nicht in dieser Form eintreten, stellt dies wohl ein Korrekturrisiko für den Aktienmarkt dar, würde aber im Gegenzug die Dollarschwäche des Jahres 2025 sicherlich beenden.

DAS SPIELFELD…

Was die Anzeigentafel im Dezember zeigen wird, wissen wir nicht, wir gehen aber von einem positiven Jahresausklang aus und sind dementsprechend investiert. NVIDIA & Co werden sicherlich auch einmal korrigieren, dies exakt vorauszusagen wäre aber jenseits der Seriosität. Ohne diese Stars wäre der US-Aktienmarkt in EUR 2025 sogar im Minus, was man aber auch als Chance der Zukunft einstufen kann und sollte. Unsere Überzeugung für Investments in Aktien und Anleihen von Emerging-Markets ist unverändert hoch. „Wenn die Nacht am Dunkelsten ist,…“ war eine unserer Leitplanken 2025. Wir haben auf 2 % sinkende Leitzinsen skizziert, erwartet, dass Deutschland endlich beginnt zu investieren, dass Europa nicht noch mehr reguliert und dass der Russland-Ukraine-Krieg endet. Gerade Letzteres wäre für die Stimmung in Europa wichtig, ohne hier eine Wertung vorzunehmen.

Ein erster Blick auf 2026 zeigt uns ein konstruktives Set-Up für die Portfoliokonstruktion aus Anleihen, Aktien, Gold & Rohstoffen. Aktuell sind weder Euphorie noch Angst unser Begleiter, sondern Zuversicht prägt uns. Details dazu finden Sie in ausführlicher und gewohnter Form bei unseren „10 Leitplanken für 2026“, die Ihnen mit Jahresbeginn zugehen.

P.S. in eigener Sache: Wir freuen uns über zwei erfreuliche Bestätigungen unserer Arbeit. Die von der einzig wesentlichen europäischen Rating-Agentur Scope vergebenen Awards, gemeinsam mit dem Handelsblatt, zeichnen uns als „Bester Anleihemanager Österreichs“ aus. Das heimische GELD-Magazin vergibt seit 25 Jahren die Dachfonds-Awards. Mit fünf ersten Plätzen und insgesamt 16 Stockerlplätzen werden wir als „Bester Dachfondsmanager Österreichs“ ausgezeichnet.

 

Ihr Alois Wögerbauer

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