Asset-Herausgeber

Zurück Ein erstes Jahresfazit

Editorial I Fondsjournal Dezember 2023

Ein erstes Jahresfazit

Das Jahr 2023 geht in seine letzte Monatsrunde. Die vergangenen drei Jahre brachten eine rasante Aneinanderreihung von Zins- und Konjunkturzyklen, begleitet von geopolitischen Eskalationen. Geht man nur zwölf Monate zurück, so ergibt sich als Fazit: Der “Energiewinter” wurde nicht so schlimm wie befürchtet, die vielerorts erwartete breite Rezession ist nicht eingetreten, die Inflationsraten gehen zurück, die Bekämpfung war aber komplexer als erwartet, wodurch die Notenbanken die Zinsen etwas höher anhoben, als noch vor einem Jahr Konsens war.
Quelle: Shutterstock
Die Anleihemärkte haben sich nach dem größten Verlust seit etwa 100 Jahren im Jahr 2022 im Jahresverlauf 2023 klar stabilisiert. “Higher for longer” hat sich als zentrales neues Szenario etabliert, aus dem Zinsgipfel wurde ein Hochplateau. Wir sind uns nicht mehr ganz so sicher, ob die Zinsen wirklich so lange hoch bleiben werden, wie viele Marktteilnehmer annehmen. Die Aktienmärkte hielten sich besser als angesichts der Zinswelt zu erwarten war, die Streuung unterhalb der IT-Superschwergewichte war aber enorm, die Zinserhöhungen zeigten mehr Wirkung als der Blick auf die kapitalgewichteten Indizes zeigt.




 

DIE NOTENBANKEN SIND AM „ZWISCHENZIEL“


Mit dem Blick in den Rückspiegel ist Kritik an den Notenbanken immer möglich und auch einfach. Dennoch bleibt festzuhalten, dass trotz einer radikalen Zinswende das sogenannte „Hard-Landing“ der Wirtschaft in Form einer harten Rezession vermieden werden konnte. Die Konsenserwartungen für 2024 liegen für die Weltwirtschaft bei real etwa plus 2,7% und auch für USA und Europa im Plusbereich, wenn auch im Null-Komma-Plusbereich. Diese flache Entwicklung entspricht eben genau der Definition eines „Soft-Landing“. Damit haben sowohl FED als auch EZB das erste wesentliche Zwischenziel erreicht. Die Leitzinsen sowohl im EURO-Raum als auch in den USA liegen aktuell über den jeweiligen Inflationsraten. Ausnahmen gibt es immer, leider ist auch Österreich aktuell eine Ausnahme. Die Realzinsen sind damit wieder positiv, die Notenbanken können in die Warteposition gehen und die weitere Entwicklung beobachten. Weitere Erhöhungen sind wohl nicht nötig. Einzelne Aussagen einzelner Mitglieder des EZB-Rates sollten eher auch unter dem Aspekt betrachtet werden, die Märkte nicht zu optimistisch werden zu lassen.

Das finale Ziel, die Inflationsrate auf 2% zu drücken, ist noch unerreicht. Die Sinnhaftigkeit wird leidenschaftlich diskutiert. Wir sind im Lager derer, die meinen, dass aufgrund der aktuellen Faktenlage die erfolgreiche Rezessionsvermeidung höher gewichtet werden sollte, als ein hart formu-liertes Inflations-Ziel.
 

DIE STAATSSCHULDEN, EIN THEMA KOMMT ZURÜCK

Die Staatshaushalte waren nach der Aufregung in den Jahren 2008 bis 2012 im Umfeld der Finanz- und EURO-Krise lange Jahre kein zentrales öffentliches Thema, die Null- und Negativzinswelt ab 2015 führte zum Gefühl, dass „Staatsschulden nichts kosten“. Aus manchen Aktionen und Budgetvorlagen, auch und vor allem in Österreich, entsteht der Eindruck, dass die neue Zinswelt noch nicht restlos in allen Köpfen angenommen ist. Die Corona-Hilfen waren in sehr vielen Fällen deutlich überhöht, was wir an dieser Stelle nicht als Vorwurf, sondern einfach als Analyse festhalten wollen. Viel Geld traf auf wenig verfügbare Produkte und unterbrochene Lieferketten. Im Gegensatz zu den Gelddruckaktivitäten der Notenbanken in den Vorjahren, kam dieses Geld nun aber erstmals direkt in der Wirtschaft an. Es gehört daher zur Wahrheit, dass diese Aktionen der Staaten die Initialzündung für die Inflationsentwicklung gebracht haben. Russland-Ukraine und die Folgen für die Energiepreise kamen erst später. Die Lernkurve scheint aber leider recht flach. In Kommentaren wird darauf hingewiesen, dass die Inflationsbekämpfung Aufgabe der EZB sei. Gleichzeitig wird aber über weitere undifferenziert verteilte Unterstützungen und hohe Lohnabschlüsse im eigenen Einflussbereich die hohe Inflation in Österreich „abgesichert“. Aber auch die Entwicklung in den USA ist bemerkenswert, der Verschuldungspfad hat sich auch dort offenbar von jeder Zinsentwicklung gelöst. Die kommenden Jahre werden spannend. Die Staaten werden sich wohl rasch tiefere Zinsen wünschen, der Kapitalmarkt wird eventuell aufgrund der man-gelnden Budgetdisziplin aber höhere Zinsen verlangen…

Der Goldpreis zeigte in den vergangenen Wochen ein klares Lebenszeichen, in EURO wurden neue Allzeithochs erreicht. Warum gerade jetzt? Dies war und ist bei Gold immer schwer zu beantworten, eine Antwort könnte aber eben ein Vorgriff auf die in den kommenden Jahren wohl an-stehende Staatsschuldendiskussion und sinkende Zinsen sein.
 

AKTIENMÄRKTE SOLIDE

Die Aktienmärkte haben sich angesichts der Konkurrenz der Anleihemärkte bemerkenswert solide gehalten. Aber was sind denn „die Aktienmärkte“? Ohne die massive Outperformance der „Super-7“ um Microsoft & Co erscheint das Ergebnis etwas nüchterner. Im breiten Markt abseits der IT-Riesen gab es so manch sehr schmerzvolle Korrektur. Achten Sie daher darauf, dass Sie weiter beides im Depot haben. Investments aus den „Super 7“, aber eben auch andere Titel zur Absicherung der Marktbreite. Beispielsweise zeigte der Bereich Gesundheit, Medizintechnik oder Biotechnologie zuletzt eine eher schwache Entwicklung, welche die langfristigen Potentiale dieser Branche nur sehr bedingt widerspiegelt.
Diese unterschiedliche Marktentwicklung ist aber schlechte und gute Nachricht zugleich. Abseits dieser engen Gruppe an auch sehr erfolgreichen Tech-Unternehmen sind die Bewertungen sehr solide und keineswegs überteuert. Die Geschichte lehrt uns, dass die Aktienmärkte auf die erste Zinssenkung nicht gut reagieren, da diese oft in einem Umfeld von Druck auf die Gewinnentwicklung stattfindet. Aktienmärkte entfalten ihre Stärke im Umfeld eines Zinssenkungszyklus, wofür es aktuell aber noch zu früh ist. Neben Zins- und Konjunkturzyklen gibt es aber einen oft unterschätzten Faktor: Produktivität. Im Umfeld von Künstlicher Intelligenz, grundsätzlichem technologischen Fortschritt und hohem Grad an Digitalisierung dürfen die potentiellen Produktivitätsfortschritte keinesfalls unterschätzt werden. Auch hier hilft der Blick auf lange Zeitreihen. Wer zu Beginn des Jahres 2008, also kurz vor der Finanzkrise, in US-Aktien investierte, hat in diesen gut 15 Jahren sein Kapital mehr als verdreifacht. Der Rest der Welt, also Europa, Japan und alle Emerging-Markets vor allem aus Asien zeigten dagegen einen Seitwärtstrend, der nach 15 Jahren eine im Vergleich überschaubare, sehr geringe Rendite brachte. Trends müssen sich nicht in die Zukunft fortschreiben. Dennoch fällt es schwer im aktuellen Umfeld eine Vision zu entwickeln, warum gerade aktuell die Region Österreich und Deutschland ein Hort von Wirtschaftswachstum und Outperformance werden sollten. Je nach Weltanschauung kann man auch die negative Gegenthese gut argumentieren.
 

DER BUNTE KAPITALMARKT

Dennoch überwiegen am Kapitalmarkt in Summe betrachtet die Chancen die Risiken. Vor allem bei Mischstrategien mit substanziellen Anleiheteilen sagt der Blick zurück, mit oft wenig überzeugenden Performancezahlen, wenig über die Ertragsaussichten der Zukunft aus. Wenn Sie die Qualität einer Mischstrategie fünf Jahre zurück beurteilen, dann müssen Sie als Vergleich die vor fünf Jahren mögliche Rendite für Cash oder Festgeld heranziehen. Vor fünf Jahren lagen die Renditen von Anleihen im Nullbereich, aktuell kann man sich im Blick nach vorne für fünf Jahre selbst mit soliden Anleihestrategien Renditen im 4 %-Bereich sichern.

Im Blick nach vorne werden wir unsere Ansichten mit unseren „10 Gedanken für 2024“, welche Ihnen am 2. Jänner zugehen, präzisieren. Verlieren Sie generell nicht den Blick für die Breite und die Buntheit der Anlagewelt, je nach Geschmack. Der Interviewteil dieses Fondsjournals bietet Ihnen bewusst einen Einblick in zwei sehr konträre Konzepte. Einerseits hat unser rohstoff- und goldlastiger 3 Banken Sachwerte-Fonds im 5-Jahres-Rückblick eine sehr erfreuliche Auszeichnung erhalten. Andererseits beschreiben wir, welche Investments wir aktuell in klassischen Wachstumsaktien tätigen. Und wie immer gilt der Hinweis: Wenn Sie sich für keines der Konzepte klar entscheiden können, dann macht es wohl Sinn aus Gründen der Diversifikation in beides zu investieren…

Ihr Alois Wögerbauer

Download Fondsjournal

Disclaimer

Hierbei handelt es sich um eine unverbindliche Marketing-Mitteilung, welche ausschließlich der Information der Anleger dient und keinesfalls ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Tausch von Anlage oder anderen Produkten darstellt. Die zur Verfügung gestellten Informationen basieren auf dem Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zum Zeitpunkt der Erstellung. Es können sich auch (je nach Marktlage) jederzeit und ohne vorherige Ankündigung Änderungen ergeben. Die verwendeten Informationen beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Informationen sowie der herangezogenen Quellen übernommen, sodass etwaige Haftungs- und Schadenersatzansprüche, die insbesondere aus der Nutzung oder Nichtnutzung bzw. aus der Nutzung allfällig fehlerhafter oder unvollständiger Informationen resultieren, ausgeschlossen sind.

Die getätigten Aussagen und Schlussfolgerungen sind unverbindlich und genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Bedürfnisse der Anleger hinsichtlich Ertrag, Risikobereitschaft, finanzieller und steuerlicher Situation. Eine Einzelberatung durch eine qualifizierte Fachperson ist notwendig und wird empfohlen.

Vor einer eventuellen Entscheidung zum Kauf der in dieser Publikation erwähnten Investmentfonds sollte das Basisinformationsblatt (BIB) im aktuellen Prospekt/Informationsdokument gem. § 21 AIFMG, als alleinverbindliche Grundlage für den Kauf von Investmentfondsanteilen durchgelesen werden. Das Basisinformationsblatt (BIB) sowie die veröffentlichten Prospekte/ Informationsdokumente gem. § 21 AIFMG der in dieser Publikation erwähnten Fonds in ihrer aktuellen Fassung stehen dem Interessenten in deutscher Sprache auf dieser Website sowie den Zahlstellen des Fonds zur Verfügung. Zu beachten ist weiteres, dass in der Vergangenheit erzielte Erträge keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zulassen. Die dargestellten Wertentwicklungen berücksichtigen keine Ausgabe- und Rücknahmegebühren sowie Fondssteuern.

Im Rahmen der Anlagestrategie von Investmentfonds kann auch überwiegend in Anteile an Investmentfonds, Sichteinlagen und Derivate investiert werden. Investmentfonds können aufgrund der Portfoliozusammensetzung oder der verwendeten Portfoliomanagementtechniken eine erhöhte Wertschwankung (Volatilität) aufweisen. In von der FMA bewilligten Fondsbestimmungen können auch Emittenten angegeben sein, die zu mehr als 35 % im Fondsvermögen gewichtet werden können. Marktbedingte geringe oder sogar negative Renditen von Geldmarktinstrumenten bzw. Anleihen können den Nettoinventarwert von Investmentfonds negativ beeinflussen bzw. nicht ausreichend sein, um die laufenden Kosten zu decken.

Jegliche unautorisierte Verwendung der dargestellten Informationen, insbesondere dessen gänzliche bzw. teilweise Reproduktion, Verarbeitung oder Weitergabe ist ohne vorherige Erlaubnis untersagt.