Fondsjournal: Hr. Palmetshofer, das erste Quartal brachte bemerkenswerte Entwicklungen im Anleihebereich. Was sind die Hintergründe?
Andreas Palmetshofer: Es war ein sehr bewegtes Quartal. Wir haben zu Jahresbeginn zwar grundsätzlich mit mehr Volatilität als im Vorjahr gerechnet, aber diese Dynamik war dann doch überraschend. Beginnen wir im Jänner, der noch einigermaßen ruhig verlaufen ist. Die Renditen stiegen leicht an und verarbeiteten mehr oder weniger die FED-Sitzung vom Dezember, bei der man sich erstmals besorgter zur Inflationsrate geäußert hatte. Die Aktienmärkte waren im Korrekturmodus, in einem Ausmaß, das als willkommenes Ausatmen auf die gute Entwicklung im Vorjahr einzustufen war. Ab Februar überschlugen sich die Ereignisse. Zuerst überraschte die EZB mit dem Eingeständnis, einen verstärkten Fokus auf die Teuerungsrate zu legen, da diese hartnäckiger ist als erwartet. Zwar wurde das mit aller Vorsicht kommuniziert, jedoch fiel die Marktreaktion entsprechend aus und die Renditen stiegen quer über alle Laufzeiten sprunghaft an. Während die Finanzmärkte diesen Kurswechsel verdauten, wurden die Marktteilnehmer mit der Eskalation im Russland-Ukraine Konflikt überrollt. Die Volatilität stieg nochmals an, vor allem waren im Rohstoffsektor teils extreme Bewegungen zu sehen. Die damit verbundene Unsicherheit in Hinblick auf Inflation und konjunkturelle Auswirkungen verteuerten die Risikoprämien der Unternehmensanleihen, und natürlich auch die der Emerging-Markets.
Das bedeutet, die Anleihenmärkte sind von zwei Seiten unter Druck gekommen?
Palmetshofer: Richtig, zuerst traten Kursverluste aufgrund ansteigender Renditen bei Staatsanleihen und in der Folge natürlich auch bei allen anderen Anleihe-Assetklassen mit Ausnahme der inflationsgeschützten Anleihen auf. Im weiteren Verlauf entstanden nochmals Verluste durch die höheren Risikoprämien. Normalerweise entwickeln sich diese beiden Faktoren eher gegensätzlich und glätten im gegenseitigen Zusammenspiel Kursverluste und Kursgewinne. Das aktuelle makroökonomische Umfeld jedoch lieferte genug Argumente für diese eher untypische Entwicklung.
Wie beurteilen Sie das aktuelle makroökonomische Umfeld und wie bewerten Sie das Zinsumfeld?
Palmetshofer: Prognosen zu Wachstum und Inflation sind unter normalen Bedingungen schon schwer festzumachen, aktuell gibt es einige Unsicherheitsfaktoren mehr. Es ist davon auszugehen, dass sich aufgrund der Eskalation das Wachstum abschwächen wird und die Basisannahme, dass die Inflation sich zeitnahe wieder zurückbildet, wohl vorerst zurückgestellt werden muss. Genau das wird auch aktuell in den Aktien- und Zinsmärkten verarbeitet. Die Notenbanken haben somit ein schwieriges Umfeld, durch das sie hindurchsteuern müssen. Betrachtet man aber die Risikoprämien für Unternehmensanleihen, ist auch da schon vieles eingepreist. In Kombination mit dem Anstieg der
Basiszinsen finden wir das aktuelle Zinsumfeld attraktiv. Auch mit der Aussicht auf weiter steigende Leitzinsen?
Palmetshofer: Die Notenbanken haben die Märkte auf den Anstieg vorbereitet und auch damit ist bereits einiges eingepreist. Zum Beispiel wären fünf oder sechs Zinsschritte der FED in diesem Jahre keine Überraschung mehr und würde keinen zusätzlichen Zinsdruck ausüben. Für die Eurozone sind zwei Anhebungen des negativen Einlagenzinses aktueller Marktkonsens. Das bedeutet, dass es bereits zu einem gewissen Repricing der Zinskurve gekommen ist. Zusätzlich muss man sich auch ein Bild darüber machen, wie weit die Notenbanken die Leitzinsen überhaupt anheben können, trotz der aktuellen Inflationsraten. Daher gehen wir davon aus, dass sie nicht zu aggressiv reagieren werden.
Ein neuer Laufzeitenfonds – die 3 Banken Zinschance 2028 – wird aufgelegt. Erklären Sie uns bitte kurz die Charakteristik des Fonds.
Palmetshofer: Ziel dieses Fonds ist es mit einem sehr breiten Portfolio, bestehend aus Unternehmensanleihen und einem Anteil von Emerging-Markets-Anleihen, das aktuelle Zinsniveau für die kommenden 6 Jahre einzufangen. Der Fonds wird mit über 80 verschiedenen Emittenten ausgestattet sein und bietet somit eine optimale Streuung. Die maximale Gewichtung je Emittent liegt bei 1,5 % des Fondsvermögens. Mit dem definierten Laufzeitende per 31.03.2028 wollen wir eine bestmögliche Planbarkeit hinsichtlich Anlagehorizont und Ertrag schaffen. Bonitäts- und Zinsänderungsrisiken reduzieren sich automatisch und erhöhen die Kalkulierbarkeit, da wir die Laufzeitenstruktur der Anleihen nicht mehr verändern. Wir investieren nur in Euro-Anleihen oder auf Euro abgesicherte Anleihen. Der Fokus liegt auf soliden Bonitäten, wir erlauben uns jedoch zur Ertragssteigerung einen gewissen Anteil an Hochzinsanleihen sowie Emerging Market Bonds beizumischen.
Warum macht das Investment gerade jetzt Sinn?
Palmetshofer: Es gibt verschiedene Gründe, warum es genau jetzt zu einer Auflage kommt. Drei wesentliche Argumente möchte ich gerne anführen. Ein wichtiger Grund ist die gestiegene Risikoprämie. Unternehmensrisiko ist wieder sichtbarer und die Investoren bekommen eine angemessene Entschädigung für ihre Investments. Der zweite Grund ist, dass wir zurecht einen Anstieg in den Renditen gesehen haben und viele grundsätzlich solide Anleihen wieder positiv rentieren. Der dritte Punkt ist, dass wir weiterhin von schwierigen Zeiten für reine Geldmarktveranlagungen ausgehen und der Meinung sind, mit diesem Produkt eine solide Anlagealternative anbieten zu können.
Welche Rendite erwarten Sie?
Palmetshofer: Wir beginnen mit den Investments bei Fondsstart am 25. April, daher können wir per heute keine verbindliche Aussage abgeben, da es in diesen vier Wochen Veränderungen des Marktes und der Renditen in beide Richtungen geben kann. Wenn wir heute starten würden, dann läge die erwartete Rendite unseres Musterportfolios bei beachtlichen 2,4 % per anno.
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