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Editorial I Fondsjournal Februar 2024

Leitzinssenkung 2024 - Ab wann und wie viel?

Beginnend mit der Corona-Pandemie im Jahr 2020 brachten die vergangenen vier Jahre eine rasante Aneinanderreihung von Zyklen. Es wurden Ereignisse, die für ein Jahrzehnt oder mehr gereicht hätten, in einen Zeitraum von nur einigen wenigen Jahren sozusagen zusammengedampft.
Quelle: Shutterstock
Auf die für uns alle neue Erfahrung einer Pandemie folgten hohe staatliche Geldflüsse die, gepaart mit Engpässen in den Lieferketten, erst die Basis für die spätere Inflationswelle gelegt haben. Der Krieg Russland-Ukraine wirbelte die Energiemärkte durcheinander, auf die Inflationswende folgte eine Zinswende von historisch einzigartiger Dimension. In der Hektik des Alltages läuft man Gefahr, den Blick für die übergeordneten Entwicklungen zu verlieren. Mit etwas Abstand betrachtet ergeben sich aus diesen turbulenten vier Jahren folgende Fragen: Wo liegt eigentlich ein neutraler Leitzins? Wie  entwickelten sich unterschiedliche Volkswirtschaften? Wie ging die Welt der Unternehmen mit dieser Phase um? Das alles ist wichtig, um von den Tagesaktualitäten gelöst, einen klaren Blick für die mittelfristige Zukunft zu wahren.


 

DER NEUTRALE LEITZINS?

Laut Lehrbuch liegt der neutrale Leitzins auf jenem Niveau, auf dem er die Wirtschaft weder stimuliert noch bremst. Diesen Punkt exakt zu definieren ist nach dem wilden Ritt der vergangenen Jahre, von Null kommend und bei 4,50 % endend, nicht ganz leicht, zudem es für kaum eine Lehrbuchaussage eine exakte und vor allem immer geltende Antwort gibt. Aber was erwartet die EZB selbst?

Die Volkswirte der Europäischen Zentralbank haben zuletzt die reale Wachstumserwartung für die EURO-Zone für das Jahr 2024 auf 0,60 % reduziert. Für das Jahr 2025 setzen sie 1,3 % an, für das Jahr 2026 1,4 %. Das mittelfristige Wachstumspotential sieht die EZB bei 1,3 % p.a. Auch die Inflationserwartungen wurden zurückgenommen, für das Jahr 2024 werden nun nur mehr 2,4 % erwartet. Im Jahr 2025 soll dann der Zielkorridor von 2 % wieder erreicht werden.

Nehmen wir an dieser Stelle grundsätzlich an, dass 2024 diese Erwartungen eintreten: 0,60 % Wachstum real, 2,40 % Inflation. Mit diesen Zahlen ist ein Leitzins von 4,5 % nicht argumentierbar. Wir teilen daher den aktuellen Marktkonsens, wonach der EZB-Leitzins zu Jahresende 2024 bei etwa 3,25 % stehen wird, auch wenn die ersten Senkungen wohl etwas später kommen werden als aktuell erwartet.

Zudem zeigt uns der Blick in die Geschichte, dass der Leitzins selten sehr lange über der Inflationsrate liegt. Dies wäre zwar der Traum für jeden Sparer, aber auch der Albtraum für die verschuldeten Staaten. Es wäre aus der Sicht der Staaten nicht gut, wenn die Kosten für die Verschuldung für längere Perioden höher wären, als die laufende Abwertung eben dieser Schulden durch die Inflation. Positive Realrenditen, sprich Zinsen über den Inflationsraten, werden auch in Zukunft Ausnahme und nicht Normalfall sein.

Es ist logisch und auch richtig, dass sich die EZB mit Zinssenkungen etwas Zeit lässt, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, zu rasch Entwarnung gegeben und eine zweite Welle der Inflation möglicherweise unterschätzt zu haben. In einer normalisierten Welt mit mittelfristigem Blick und normalen Zyklen würde angesichts des grundsätzlichen Wachstumspotentials der EURO-Zone der neutrale Leitzins im EURO-Raum wohl bei etwa 2 % bis 2,5 % liegen.
 

WIE ENTWICKELTEN SICH DIE VOLKSWIRTSCHAFTEN ?

Auch hier gilt: Man nimmt die übergeordneten Trends oft nicht wahr, wenn man mittendrin im Geschehen ist. Eine jüngste Analyse der OECD macht den Blick klarer. Wir steigen ein im 4. Quartal 2019 und nehmen dieses als Basis. Warum? Weil es das letzte „normale“ Quartal war, bevor die Turbulenzen aus Corona, Geopolitik, Inflation und Zinsen begannen.

Interessant ist die Analyse, welches kumulierte Wirtschaftswachstum unterschiedliche Volkswirtschaften in diesem Zeitraum bis inklusive dem dritten Quartal 2023 erzielt haben. Klarerweise ist hier das reale Wachstum anzusehen, also jenes vor Inflation. Ein rein durch Inflation steigendes Bruttoinlandsprodukt sagt bekanntlich nichts über die wahre Kraft einer Wirtschaft aus. Das Ergebnis ist markant und dennoch nicht überraschend. Die USA konnten ihre reale Wirtschaftsleistung in diesem turbulenten Zeitraum um 7,4 % steigern und Deutschland um 0,30 %. Selbst Länder wie Italien, Japan oder Großbritannien, alle nicht als „Wachstumskaiser“ bekannt, zeigten in diesem Zeitraum Wachstumsraten von kumuliert 1,8 % bis 3,2 %. Man kann viele Krisen und geopolitische Ereignisse zurück gehen. Am Ende des Tages sind die USA nach jeder Krise stärker als vorher. Wer gerade Präsident des Landes ist, macht im Rückblick keinen statistisch nachhaltig messbaren Unterschied. Länder wie Deutschland und Österreich dagegen ruhen sich auf den Erfolgen vergangener Jahrzehnte aus und nehmen sich, was das Wachstum betrifft, selber aus dem Spiel.

Was bleibt als Fazit für Ihre Geldanlage? Zwingen Sie sich zu einem globalen Block. Zwingen Sie sich zu globalen Anlagestrategien. Die regionale Wahrnehmung ist meist sehr persönlich geprägt und sagt sehr wenig über die Verfassung der Weltwirtschaft aus.
 

WIE ENTWICKELTEN SICH DIE UNTERNEHMEN ?

Wir gehen auch hier nach dem gleichen Muster vor und nehmen als Basis die Unternehmensgewinne des Jahres 2019, dem letzten „normalen“ Jahr, bevor die rasanten Zins- und Inflationszyklen begannen. Natürlich bestätigen Ausnahmen immer die Regel, aber der Gesamteindruck ist eindeutig positiv. Qualitätsunternehmen sind rasch in der Anpassung, erhöhen ihre Produktivität und können in vielen Fällen Preissteigerungen gut weitergeben. Nimmt man die Unternehmen aus dem aus 500 Titeln bestehenden breiten amerikanischen Index, dann liegen die Unternehmensgewinne Ende 2023 um 36 % über den Zahlen von Ende 2019. Dies entspricht einer jährlichen Steigerungsrate von 8 %. Auch die Zahlen des breiten europäischen Index, bestehend aus 600 Titel, ergeben ein ähnliches Bild. Wer sich zu sehr mit Zinszyklen, Geopolitik und den täglichen medialen Aufregern beschäftigt, läuft Gefahr eines zu übersehen: den konsequenten unternehmerischen Fortschritt.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich diese Produktivitätsverbesserungen im Umfeld von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz im laufenden Jahrzehnt sogar weiter beschleunigen. Nicht nur die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen daher, dass ein international nach Branchen und Regionen diversifiziertes Portfolio aus Qualitätsunternehmen eine Antwort auf jedes Umfeld ist.
 

ZUSAMMENGEFASST…

Erstens: Die Frage, wie rasch und wie weit die Leitzinsen 2024 sinken werden, wird die Anlagewelt massiv beherrschen. Abhängig von der Inflation und Wirtschaft wird es Schwankungen, Rückschläge und Trendbestätigungen geben. Ob wir am Ende des Jahres nun 0,50 % höher oder tiefer stehen, ist aber nicht wichtig. Entscheidend ist der Trend – und dieser Trend bestätigt uns in der Annahme, dass es Sinn macht, sich das aktuelle Renditeniveau für mehrere Jahre zu sichern.

Zweitens: Gut geführte Qualitätsunternehmen sind auf lange Sicht die attraktivste Anlageversion, unabhängig ob Zinsen und Inflation hoch oder tief sind, unabhängig wer gerade Präsident der USA ist. Eine Welt ohne geopolitische Sorgen hat es nie gegeben, wird es ohnehin nie geben.

Drittens: Auch wenn die regionale Welt unser tägliches Leben prägt, so zählt für jede Geldanlageentscheidung nur die globale Welt. Und in der gibt es fast immer Chancen, die man regional geprägt oft so nicht wahrnimmt.

Übrigens: Wir ergänzen aktuell unsere Anlageideen durch neue Strategien, die auf genau diesen Erfahrungen basieren. Mit der „3 Banken Zinschance nachhaltig 2030“ können Sie sich das aktuelle Renditeniveau von Unternehmensanleihen für sechs Jahre sichern. Und mit unserer neuen Reihe der „3 Banken Quality-Fonds“ investieren wir auf Basis eines emotionslosen Auswahlmodells mit Eigenkapitalrendite, Gewinnstabilität und geringer Verschuldung breit gestreut in Qualitätsaktien, eben jene Unternehmen, die die Verwirrungen der vergangenen Jahre gut gemeistert haben.

Ihr Alois Wögerbauer

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