Fondsjournal: Hr. Haselberger, die tragischen Ereignisse in der Ukraine haben starke Auswirkungen auf die Märkte. Abgesehen von der jetzigen Geopolitischen Entwicklung gab es aber zuletzt bereits vorher deutliche Preisanstiege. Jahrelang war Inflation kein Thema. Warum sahen wir gerade jetzt einen starken Anstieg?
Andreas Haselberger: In der Pandemiephase ist die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen eingebrochen, Kapazitäten in Unternehmen wurden durch die ungewisse Entwicklung im Verlauf zunehmend abgebaut. Mittlerweile hat sich die Nachfrage erholt, die Wirtschaft fährt wieder hoch, aber die abgebauten Arbeitskräfte haben sich zum Teil anders orientiert und der Nachschub an Strom, Erdgas, Treibstoffen und anderen Rohstoffen kann mit der Nachfrage nicht mithalten. Das treibt die Einkaufspreise der Unternehmen und wird in der Folge auch an die Konsumenten weitergegeben.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Inflationsentwicklung?
Haselberger: Die aktuelle Inflationsentwicklung wird momentan hauptsächlich von Engpässen getrieben, aber auch vom Umbruch an den internationalen Energiemärkten, wie zum Beispiel dem deutschen Ausstieg aus Atom und Kohle. Die letzte Eskalation in der Ukrainekrise lassen einen Ausfall von Russland als Öl- und Gaslieferant befürchten und befeuern dadurch zusätzlich die Preise. Momentan handelt es sich hauptsächlich noch um Basiseffekte, das heißt, die Preise sind im Jahresvergleich zwar deutlich gestiegen, diese könnten sich aber mit der Normalisierung der Lieferketten und schneller Entspannung im Russland-Ukraine Konflikt wieder verringern.
Das heißt, ohne den Krieg in der Ukraine würde die Inflation bald zurückgehen?
Haselberger: Dies ist leider nicht so einfach zu beantworten. Durch die höhere Inflation kann es beispielsweise zu Zweitrundeneffekten, also höhere Forde-rungen bei den Lohnverhandlungen kommen. Diese belasten wiederum die Unternehmen und eine anhaltende Lohn-Preisspirale könnte entstehen. Erste Anhaltspunkt dafür gibt es bereits in den USA, in Europa zeigen sich momentan noch keine Anzeichen.
Was hat sich durch die letzten Ereignisse am Ausblick geändert?
Haselberger: Die Furcht vor stärkeren Engpässen bei der Energieversorgung sind durch den beschlossenen SWIFT- Ausschluss gegen Russland gestiegen. Warenaustausch und Zahlungen werden dadurch erheblich erschwert oder im schlimmsten Fall weitestgehend unterbunden. Die bereits vorhandenen Probleme werden dadurch weiter verschärft. Ein schneller Preisrückgang ist jetzt sehr unwahrscheinlich geworden.
Wie reagieren die Zentralbanken?
Haselberger: Prinzipiell haben die Zentralbanken wie EZB; FED die Möglichkeit mit Liquiditätsreduktion und steigenden Zinsen gegen Inflation vorzugehen. Dies bremst aber auch die Wirtschaft und birgt die Gefahr einen Aufschwung abzuwürgen. Die Ukrainekrise hat gegenläufig Auswirkungen, aber mit zeitlicher Versetzung. Die höheren Rohstoffpreise treiben zuerst die Inflation und in der Folge besteht aufgrund der steigenden Kosten dann die Gefahr eines Konjunktureinbruchs mit tendenziell fallendem Preisniveau bzw. eine Stagflation, also geringes Wachstum und erhöhte Inflation. Die bereits schwierige Lage der Zentralbanken wird durch dieses Dilemma zusätzlich verschärft. Die FED könnte beispielsweise mit ihrem dualen Mandat von Preisstabilität und Vollbeschäftigung mit schlechteren Wirtschaftsprognosen und Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt argumentieren und dadurch vorsichtiger werden. Bei der EZB mit dem vordringlichen Ziel der Preisniveaustabilität wird es schwieriger, hier könnte eventuell ein vorübergehender „Inflationsschock“ mit anschließenden deflationären Tendenzen prognostiziert werden, um die noch laufenden Unterstützungen länger aufrecht zu halten.
Vorerst hat die EZB beschlossen, dass das Anleihekaufprogramm „Pandemic Emergency Purchase Programme“ (PEPP), welches aufgelegt wurde, um wirtschaftliche Konsequenzen der Pandemie abzufedern, im März 2022 auslaufen wird. Die bisher gekauften Anleihen werden allerdings bis 2024 reinvestiert, ursprünglich war dies bis 2023 geplant. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, wird im kommenden Jahr das Anleihekaufprogramm „Asset Purchase Programme“ (APP) vorübergehend von monatlichen 20 Mrd. auf 40 Mrd. aufgestockt. Diese Erhöhung wird durch die Erwartung gerechtfertigt, dass die Inflation nach einem höheren Jahr 2022 im Jahr 2023 wieder unter 2 % fallen wird.
Der Geldmarkt preist in etwa zwei Einlagezinserhöhungen in diesem Jahr ein, obwohl diese noch im Herbst 2021 ausgeschlossen wurden. Anzumerken ist dabei, dass es wohl gut ist, vom aktuellen Niveau von minus 0,50 % endlich wegzukommen. Im Vergleich zur EZB zeigt sich die amerikanische Notenbank FED verbal besorgter hinsichtlich der anhaltenden Inflation. Als Konsequenz werden in den USA bereits fünf Zinserhöhungen bis Jahresende gepreist.
Ist die Zeit der niedrigen Zinsen vorbei?
Haselberger: Das geldpolitische Ziel ist Preisniveaustabilität, entscheidend ist aber auch, welches Zinsniveau sich Staaten, Unternehmen und Konsumenten überhaupt leisten können. Abgesehen von den Auswirkungen des jetzigen Ukraine-Konflikts sind durch die Pandemie die Verschuldungszahlen auf neue Hochs geklettert. In Italien liegt die Verschuldung mit 155 % vom BIP auf einem Rekordhoch. Etwa 55 % der Unternehmenskredite in Europa sind variabel an Zinsänderungen geknüpft, bei den Konsumenten sind es beispielsweise in Österreich bis zu 40 %. Grundsätzlich hat sich bei der Politik der Zentralbanken außer Ankündigungen momentan noch nicht viel geändert. Das tatsächliche Zinsanstiegspotential wird durch die wirtschaftlichen Gegebenheiten begrenzt.
Wie ist Ihr Ausblick für Anleger?
Haselberger: Hauptthema bleibt die Ukraine, auch die Inflations- und Zinsanhebungssorgen werden uns in den nächsten Monaten beschäftigen. Die weitere Entwicklung ist durch die Geopolitik momentan sehr unsicher. Das weitere Zinsanstiegspotential sahen wir vor der Eskalation in Europa grundsätzlich etwas größer als in den USA. Der Krieg belastet aber in Europa stärker und könnte die Vorzeichen ändern. Die Volatilität an den Zinsmärkten wird weiterhin erhöht bleiben. Volatilität ist aber nicht prinzipiell schlecht, weil sich dadurch auch günstige Einstiegschancen zu attraktiven Renditen in den Anleihemarkt bieten können. Schnelle Beweglichkeit und sinnvolle Diversifikation bleiben in der Portfolioaufstellung gefordert.
Wo wurde zuletzt eine Chance wahrgenommen?
Haselberger: Zuletzt wurde im 3 Banken Anleihefonds-Selektion in indische Staatsanleihen investiert. Indien hat mit ca. 1 Billion USD nach China den zweitgrößten Schwellenländer - Bondmarkt. Durch die Einführung von FAR (Fully Acces-sible Route) in 2020 wurde der Zugang für ausländische Investoren deutlich erleichtert. Heuer wird die Aufnahmeankündigung für EM- und Globale Bond Indices erwartet. Indien ist die einwohnermäßig größte Demokratie der Welt. Die Bremswirkung von Corona und dem hohen Ölpreis sollte trotz jetziger Ukrainekrise langsam nachlassen. Die indische Rupie ist tendenziell unterbewertet. Das Wirtschaftswachstum wird für 2022 höher als in China prognostiziert. Indische Staatsanleihen werden mit Investmentgrade bewertet und bieten derzeit mit ca. 6,2 % Rendite eine interessante Investitionsmöglichkeit.
Insgesamt liegt aktuell die Rendite der Anleihen innerhalb des Dachfondskonzeptes bei 2,3 % bis 2,4 % bei einer Restlaufzeit von etwa 5 Jahren und einem Durchschnittsrating von BBB; dies zeigt, dass sich zuletzt viel bewegt hat.
3 Banken Anleihefonds-Selektion (T)
3 Banken Anleihefonds-Selektion (A)
Rechtshinweis: Etwaige Informationen über die nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte gemäß der Offenlegungsverordnung (EU) 2019/2088 stehen dem Interessenten unter www.3bg.at zur Verfügung.
Im Rahmen der Anlagepolitik investiert der 3 Banken Anleihefonds-Selektion (A) (T) hauptsächlich in Anteile an anderen Investmentfonds.
Marktbedingte geringe oder sogar negative Renditen von Geldmarktinstrumenten bzw. Anleihen können den Nettoinventarwert des Investmentfonds negativ beeinflussen bzw. nicht ausreichend sein, um die laufenden Kosten zu decken.
Das Nettovermögen kann aufgrund der Portfoliozusammensetzung oder der verwendeten Portfoliomanagementtechniken unter Umständen eine erhöhte Volatilität aufweisen!
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