Fondsjournal: Herr Leithenmüller, das 3 Banken-Sachwerte-Fonds-Konzept könnte man als Ausfluss der großen Finanzkrise 2008/2009 betrachten. Das Produkt wurde aufgelegt, weil die Notenbanken damit begonnen haben, Geld in noch nie dagewesener Menge über Anleihekäufe zu schaffen. Können Sie das Konzept in den Grundzügen darlegen?
Werner Leithenmüller: Ja, das war der Auflagegrund, wobei wir damals nicht annähernd geahnt haben, welche Dimension die Notenbank-Aktivitäten erreichen werden. Das Fondskonzept gibt es mittlerweile über zehn Jahre in unveränderter Form und hat eine klare Botschaft – es ist ein Mischportfolio, das ausschließlich in Sachwerte investiert. Sachwerte sind für uns alle Anlageinstrumente abseits von klassischen Geldwerten wie den normalen Anleihen und Cash. Letztere müssen in Zeiten der Inflationierung, wie wir sie auch gegenwärtig sehen, reale Verluste hinnehmen. Wir investieren in qualitativ hochwertige Aktien, die in Zeiten höherer Inflation Preissteigerungen weitergeben können. Das beginnt klarerweise bei Gold- und Rohstoffminen und geht über Basiskonsum bis hin zu Gesundheit. Wir investieren in Rohstoffe, die aktuell sehr knapp sind, in Edelmetalle und auch in Immobilien mit Schwerpunkt Wohnen. Bleiben aus taktischen Gründen Gelder nicht investiert, so geben wir diese in inflationsgeschütze Anleihen. Diese Anlagekategorien kombinieren wir zu einem ausgewogenen Mix, wobei die Fondsgrenzen maximale Flexibilität bieten. Wir können, aber wir müssen nicht in jeder dieser Asset-Klassen voll investiert sein.
Der Start des Fonds glückte, jedoch folgten dann einige Jahre an Seitwärtsbewegung. Waren Sie mit der Idee in Sachwerte zu investieren zu früh?
Leithenmüller: Anleger in Sachwerten wurden in den ersten Jahren stark auf die Probe gestellt. Rückblickend zeigt sich aber, dass, wenn man von einem Fondskonzept absolut überzeugt ist, man langfristig – über einen Wirtschaftszyklus hinaus – investiert sein muss. Leider verlieren manche zu rasch die Geduld. Man kann nicht in Sachwerte investieren und dann auf den Kursverlauf von Facebook und Tesla schielen. Wir sahen das Fondskonzept nie als taktische Beimischung, die man einmal hält und einmal nicht. Wir sahen das immer als strategischen Basisbaustein, der in jedes Depot passt. Unser Anspruch beim Start war ein mittelfristiger Ertrag über der Inflationsrate, dies gilt auch heute noch. In den Jahren der Seitwärtsbewegung des Fonds waren die Notenbanken mit der Bekämpfung der Deflation beschäftigt, weit und breit gab es keine Inflation. Insofern hat sich der Fonds auch in dieser Phase durchaus normal und logisch verhalten.
Die sozusagen unsichtbare und auf Finanz- und Immobilienassets konzentrierte Inflation der Folgejahre von 2008/2009 ist also eine andere, als die, die wir gegenwärtig wahrnehmen?
Leithenmüller: Definitiv. Die Inflation, ausgelöst durch die Finanzkrise, wurde primär durch Gelddruckprozesse der Notenbanken herbeigeführt und wurde nun durch die Corona-Pandemie nochmals befeuert. Corona brachte in Bezug auf Inflation einige Nachwehen. Knappheit an Gütern, Knappheit des Faktors Arbeit sowie brüchige Lieferketten sind nur einige Punkte, die hier genannt werden können. Vor allem der Faktor Arbeit wird das Thema der kommenden Quartale werden.
Die Inflation bei Finanzassets dauerte jahrelang an, wird auch diese neue Form der Inflation von Dauer sein?
Leithenmüller: Die Inflation bei Finanzassets setzt sich weiter fort. Geld wird ja weiterhin gedruckt, so dass dieser Stimulus, der jetzt langsam und schrittweise zurückgeführt wird, vorerst noch anhalten wird. Auch die neue Form der Inflation könnte dauerhafter sein, als man annehmen möchte. Das „Wording“ der Notenbanken hinsichtlich Inflation war von Beginn an „transitory“, sprich „vorübergehend“. Schritt für Schritt wurde diese Beschreibung aufgeweicht und der Zeitraum hinsichtlich der Dauer – fast unbemerkt – erweitert. Wir beobachten in den USA aktuell Inflationsraten jenseits der 6 Prozent. Ähnliches gilt für Europa, Emerging Markets und den Rest der Welt, überall sieht man steigende Preise.
Wo sehen Sie das Ende der Fahnenstange bei der Inflation?
Leithenmüller: Das ist schwierig zu sagen. Es gibt viele Möglichkeiten, der Inflation entgegen zu wirken: den Handel zu fördern und zu ermöglichen, Zölle zu senken, Ölförderquoten zu erhöhen; Anreize für den Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt zu setzen und so weiter. Aktuell fruchten diese Bemühungen noch nicht. Wir meinen, die Analysten unterschätzen nach wie vor die aktuelle Dynamik.
Wie ist gegenwärtig der 3 Banken-Sachwertefonds ausgerichtet?
Leithenmüller: Der Fonds ist aktuell vollständig investiert; eine Cash-Quote – wenn diese aufscheint – ist nur temporärer Natur. Aktuell sind wir in Edelmetallen vollständig gewichtet, in Aktien und Rohstoffen nahe am Maximum; Immobilienaktien sehen wir auf Grund steigender Refinanzierungskosten kritischer; inflationsgeschützte Anleihen sind aktuell mit einem sehr geringen Prozentsatz im Portfolio, was primär darin begründet liegt, dass in anderen Anlageklassen höhere Erträge in Aussicht gestellt werden.
Für welchen Anleger passt die Sachwerte-Strategie?
Leithenmüller: Für jeden, der risikobewusst Erträge über der Inflationsrate anstrebt. Die Anlegergemeinde von Sachwerten wird größer, das freut uns sehr. Steigende Inflationsraten werden diese Aufmerksamkeit zukünftig noch erhöhen. Unsere langfristigen Anleger haben sich nicht nur mit dem Produkt stark auseinandergesetzt, sondern auch mit der Materie selber, auf dem dieses Konzept basiert. Wir empfehlen aber nicht nur diesen affinen Investoren unser Produkt, sondern jedem langfristen Anleger als Portfoliobeimischung; die Betonung liegt hier jedoch auf langfristig – sprich über den Wirtschaftszyklus von mehreren Jahren hinaus.
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3 Banken Sachwerte-Fonds
Rechtshinweise: Etwaige Informationen über die nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte gemäß der Offenlegungsverordnung (EU) 2019/2088 stehen dem Interessenten unter www.3bg.at zur Verfügung.
Der „3 Banken Sachwerte-Fonds kann bis zu 30 vH in Veranlagungen gemäß § 166 Abs. 1 Z. 3 InvFG 2011 (Alternative Investments) investieren, die im Vergleich zu traditionellen Anlagen ein erhöhtes Anlagerisiko mit sich bringen.
Insbesondere bei diesen Veranlagungen kann es zu einem Verlust bis hin zum Totalausfall des darin veranlagten Kapitals kommen.
Im Rahmen der Anlagepolitik investiert der 3 Banken Sachwerte-Fonds (R) hauptsächlich in Anteile an anderen Investmentfonds.