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Zurück Schritt für Schritt in die neue Finanzwelt

Editorial I Fondsjournal Dezember 2022

Schritt für Schritt in die neue Finanzwelt

Das Jahr 2022 geht in seine letzte Monatsrunde. Im Rückblick wird 2022 als Jahr der Zinswende in den Finanzmarkt-Geschichtsbüchern verankert sein.
Quelle: Shutterstock

Die Dimension der Zinsanhebungen der Notenbanken sowie die Renditeanstiege und somit Kursrückgänge auf der Anleihenseite ist wahrlich historisch. Wie in vielen Situationen wird die Einschätzung im Rückblick klarer sein. „Die Rückkehr zur Notenbank-Normalität” wird dann wohl eine gute Beschreibung für das noch laufende Jahr sein. Kredite müssen etwas kosten, Einlagen müssen Zinsen bringen, die wohl älteste aller Bankenregeln feiert eine Renaissance. Wenn man sich einige Jahre in einer anderen Umgebung befunden hat, dann beginnt man diese als normal wahrzunehmen. Letztendlich waren Null- und Negativzinsen ein Experiment, das, was wir aktuell erleben, ist dagegen Normalität und kommt der Logik eines funktionierenden Finanzsystems näher. Ungeachtet des schwierigen Kapitalmarktumfelds 2022 wird dies unverrückbar als positives Fazit bleiben.

VERÄNDERUNGEN BRAUCHEN ZEIT
Zeit war und ist in der Geldanlage immer ein entscheidender Faktor. Das neue Notenbankregime ist Fakt und es braucht Zeit und Geduld, bis sich das in einem neuen und wohl klarerem Blick manifestiert.

 

ANLEIHEN – DER SCHMERZ VON HEUTE SIND DIE ERTRÄGE VON MORGEN
Die Veränderung der Anleihewelt ist noch immer nicht hinreichend in den Geldanlagediskussionen angekommen. Auch hier wirkt eine über viele Jahre – zu Recht – getätigte Aussage nach: „There is no alternative.“ Es gibt aber nun wieder eine Alternative zu Aktien. Wenn ein Portfolio aus EURO-Unternehmensanleihen mit einer Restlaufzeit von 5 Jahren und Investmentgrade-Bonität eine Rendite von rund 4% bringt, dann ist das eben eine respektable Alternative. Auch Spezialbereiche wie Hochzinsanleihen oder selektive Emerging-Markets-Investments sind wieder einen Blick wert. Das klassische 60/40-Portfolio aus Anleihen und Aktien war zuletzt totgesagt, es feiert eine Renaissance. Und: Die eingangs beschriebene Zeitachse steht wieder voll auf der Seite des Investors. Punktprognosen waren nie möglich und werden nie möglich sein. Renditen schwanken und könnten natürlich weiter steigen. Aber: Die Zinseinnahmen von den angesprochenen 4% nimmt Ihnen keiner weg, der Zeitablauf ist wieder auf der Seite des Investors.

DIE NOTENBANKAKTIVITÄTEN WERDEN BERECHENBARER
Die Spitze des Zinserhöhungszyklus rückt näher. Die US-FED wird den Leitzins bis in das 2. Quartal 2023 in den 5%-Bereich bewegen, das sollte es dann gewesen sein. In weiterer Folge sind eher Zinssenkungen wahrscheinlich. Der US-Notenbank hilft, dass die Inflationsrate in den USA die Spitze bereits überschritten hat. Die EZB wird den Leitzins bis Sommer kommenden Jahres wohl in den 3%-Bereich bewegen, der Inflationsgipfel liegt noch vor uns – wenn auch nicht weit. Es ist zu früh über Zinsreduktionen nachzudenken, eher ist im Jahresverlauf 2023 eine Plateau-Phase angesagt. Die Energiepreis-Situation in den USA und in Europa ist deutlich unterschiedlich. Was aber die beiden Notenbanken vereint, ist ein im Vergleich zu früheren Wirtschaftsabschwüngen solider bis sogar angespannter Arbeitsmarkt. Eine nur milde Rezession bleibt daher unser Kernszenario.

EINSEITIGER DOLLAR-AUFWERTUNGSTREND SCHEINT GESTOPPT
Die Differenz zwischen den Leitzinsen in den USA und in der EURO-Zone wird in zwölf Monaten geringer sein als heute. Die EZB hat spät, aber doch ihre Strategie angepasst. Wenn EZB-Chefin Lagarde in einer jüngsten Rede sagt, „wir werden alles tun zur Inflationsbekämpfung was nötig ist“, dann klingt es wie die Abschrift der Redetexte von FED-Chef Powell in den vergangenen Monaten. Dennoch: Der einseitige Abwertungstrend des EURO ist gestoppt, für einen Aufwärtstrend ist es noch zu früh. Ein Seitwärtstrend ist wahrscheinlich. Die wichtigste Erkenntnis: Der Inflationsimport in die EURO-Zone aufgrund der schwachen Währung hat die Spitze hinter sich. Währungsgewinne bei Dollar-Investments waren in den vergangenen Jahren in der Geldanlage ein angenehmer Nebeneffekt und haben gerade 2022 die US-Börse für EURO-Anleger viel stärker aus-sehen lassen, als sie in Wahrheit war. Für 2023 sollten Sie in Ihrer Kalkulation keine Dollar-Währungsgewinne ansetzen.

AKTIENMÄRKTE IN DER BODENBILDUNG
Wenn wir im Anleihebereich für 2023 vorerst eine Plateau-Phase, aber noch keine Trendumkehr Richtung sinkender Zinsen und Renditen erwarten, dann gibt es keine triftigen Argumente, im Aktienbereich eine deutliche Bewertungsausdehnung anzusetzen, zumal auch der Bilanzabbau der Notenbanken vorerst noch eher Gegenwind bringt. Die Berichtssaison der Unternehmen war zuletzt in Summe solide und in vielen Fällen besser als erwartet oder befürchtet. Die ersten Schätzungen für 2023 gehen für die USA von einem Gewinnwachstum von etwa 0% aus, für Europa wird ein Gewinnminus im hoch einstelligen Prozentbereich erwartet. In Summe gut für das doch komplizierte Umfeld. Zyklen brauchen Zeit und starke Unternehmen werden nach dieser Übergangsphase stärker sein als vorher. Die Aktienmärkte bleiben aber wohl vorerst in einem Seitwärtstrend, für einen nachhaltigen Aufwärtstrend scheint es noch zu früh. Der geduldige Stratege sieht dies positiv und nutzt dies zum schrittweisen Einstieg.

​​​​​​​BLICK NACH VORNE
Dezember ist traditionell ein Monat, in dem der Blick zurück an Bedeutung verliert und der Blick nach vorne ins neue Jahr nahezu täglich an Bedeutung gewinnt. Müssten wir das Kapitalmarktjahr 2022 in einem Satz zusammenfassen, dann wäre dieser: „Schmerzvoll, aber richtig.“ Viele Geschäftsmodelle im Bereich der Digitalisierung wurden entzaubert, da Versprechen am Ende des Tages nicht reichen, wenn 1-jährige Staatsanleihen USA eine risikolose Rendite von etwa 4,5% bringen. Der Abgleich Risiko/Ertrag ist wieder stimmiger, defensive Dividendenstrategien, die immer einen Platz im Depot haben sollten, feierten ein Comeback. Damit ist eine Ausgangsbasis geschaffen, die konstruktiv und rational attraktive Geldanlagestrategien entwickeln kann. Unsere 10 Leitplanken für 2023 finden Sie am 2. Jänner 2023 an dieser Stelle.

Ihr Alois Wögerbauer

 

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